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Schwierige Charaktere, treue Freunde

BUCHWOCHE / STEFAN ZWEIG

17/11/11 Die Freundschaft zwischen den zwei Schriftstellern Stefan Zweig und Joseph Roth war nicht unkompliziert. Das geht aus Briefen hervor, die von 1927 bis zu Roths frühen Tod 1938 zwischen beiden hin und her gingen.

Von Werner Thuswaldner

Am Mittwoch (16.11.) wurde auf der Edmundsburg (Stefan Zweig Centre) eine neue Briefsammlung vorgestellt, die gerade im Wallstein Verlag unter dem Titel „Jede Freundschaft mit mir ist verderblich“ erschienen ist. Einer der Herausgeber, Rainer-Joachim Siegel aus Leipzig, erklärte, dass seit der ersten veröffentlichten Sammlung von Briefen in den siebziger Jahren – damals ediert von Hermann Kesten – viel Neues entdeckt worden sei. Vier Fünftel der in dem neuen Band enthaltenen Briefe stammen von Zweig, der mit seiner Korrespondenz vermutlich weniger sorglos umgegangen ist als Roth. Siegel ist, wie er sagte. vor allem im Verlag Kiepenheuer und Witsch und im New Yorker Fredonia-Archiv fündig geworden.

Die zwei Schauspieler Werner Friedl und Peter Pikl lasen eine Auswahl der Briefe vor. Die Beispiele genügten, um zu zeigen, dass es sich bei den zwei Schreibern um zwei gänzlich verschiedene Temperamente handelte. Der um achtzehn Jahre jüngere Roth war der bedeutendere Schriftsteller. Zweig hatte keine Probleme, dies anzuerkennen. Beide waren sehr erfolgreich. Roth tat sich nicht nur mit seinen Romanen hervor, sondern war auch als gefragter Journalist – etwa mit Beiträgen für die „Frankfurter Zeitung“ – hoch geschätzt und bestens bezahlt. Zweig war der wohlhabende Weltschriftsteller. Roth litt schon bevor die beiden einander kennen lernten unter chronischem Geldmangel. Seine Briefe – nicht nur jene an Zweig, sondern auch die an die diversen Verleger – handelten unentwegt davon. Ausgaben verursachte seine an Schizophrenie leidende erste Frau, aber Roth gab sich auch als Unterstützer für andere, etwa für die Familie seiner Freundin.

Sowohl für Zweig als auch für Roth bedeutete Hitlers „Machtergreifung“ 1933 einen dramatischen Einschnitt. Die deutschen Verleger fielen von da an aus. Roth schickte von seinem Wohnort Briefe, in denen er seine hoffnungslose Lage beschrieb. Ein entscheidender Grund war seine Alkoholabhängigkeit. Zweig wollte er zu entschiedeneren Aussagen gegen die Nazis motivieren. Seine Bitten um Geld, die Zweig immer wieder erhörte, trug er nicht etwa in Bescheidenheit, sondern durchaus selbstbewusst vor. Zweig erweist sich als der Bedächtige, als sorgsamer Seelentröster und verlässlicher Freund. Roth poltert oft unbekümmert drauf los und mutet dem Briefpartner manches zu.

Joseph Roth und Stefan Zweig: „Jede Freundschaft mit mir ist verderblich“. Wallstein Verlag, Göttingen 2011. € 41,10. -

 

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