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Nur die Härtesten wären durchgekommen

LITERATUR / INNERHOFER-GEDENKEN

20/01/12 Einen Tag vor Franz Innerhofers zehntem Todestag (er nahm sich am 19.1.2002 in Graz das Leben) luden „Leselampe“ und Residenz Verlag zur 1981 entstandenen Verfilmung des Romans „Schöne Tage“ von Fritz Lehner. Außerdem wurden zu dem Anlass die Neuauflage des Romans und ein Innerhofer gewidmetes SALZ-Heft präsentiert.

Von Ulrike Guggenberger

1974: Im Carabinieri Saal der Residenz in Salzburg kann man die berühmte Stecknadel fallen hören. Franz Innerhofer liest auf Einladung der „Leselampe“ aus seinem Erstlingswerk „Schöne Tage“ – damals soeben im Residenzverlag erschienen. Das Publikum horcht in atemloser Spannung. Innerhofers kraftvoll authentische Sprache schafft die Verbindung zu ureigensten menschlichen Erfahrungen:  Kämpfen, um zu überleben. Als Einem in der Sprachlosigkeit seiner kindlichen Umwelt Überlebenden kommen aus Innerhofers Seele sich mühsam lösende, in Sprache geformte Wörter, verdichten sich zu einem Roman.

38 Jahre später, zehn Jahre nach des Literaten Freitod, analysiert Manfred Mittermayer auf der Bühne des „Kino“ vor überbordend vollem Saal das schriftstellerische Phänomen Franz Innerhofer. Er fasst die zahllosen Reflexionen über den gigantischen Erfolg von „Schöne Tage“ und den Folgeroman „Schattseite“ zusammen und erinnert den engen Zusammenhang von Innerhofers Aufwachsen im Pinzgau der Nachkriegszeit mit den allgemeinen Verwundungen des Postfaschismus.

Zu nennen sind hier die etwa zur selben Zeit geschriebenen großen autobiografischen Romane von Peter Handke „Wunschloses Unglück“ oder Brigitte Schwaiger mit „Wie kommt das Salz ins Meer?“

Auch 2012 folgte man der Einladung des Salzburger Literaturforums Leselampe. Dieses Mal, um das filmische Epos von 1981 „Schöne Tage“ von Fritz Lehner zu erleben. Ein Werk, das in den folgenden Jahren da oder dort gezeigt wurde, dann aber wohl in Vergessenheit geriet. Nun, fast genau am Jahrestag des Sterbens von Franz Innerhofer ist es umso großartiger wieder auferstanden.

Eine spürbare Atmosphäre von Erwartung und Referenz dem Autor Franz Innerhofer, wie auch dem bekannten Filmemacher Fritz Lehner gegenüber herrscht im Großen Saal. Holl nennt Innerhofer seine autobiografische Romanfigur, Franz heißt der Bub bei Lehner.

Fritz Lehner arbeitet mit starken, plastischen Bildern. Da ist kein Ausweichen möglich, dem Gesicht und den Augen des Buben und später des jungen Mannes Franz entkommt man nicht. Franz wird von seiner Mutter zu seinem leiblichen Vater an dessen großen Hof zurückgeschickt. Die Mutter muss selber ihr Leben in der Not einrichten. Franz trifft auf ein unbeugsames System von Unterdrückung und Willensbrechung. Er kann sich in den herrischen, vom Überlebenskampf geprägten Bauernalltag nicht einfügen. Nur die härtesten Gemüter kommen durch, manch Einer endet in der Selbstvernichtung. Eine Generation übernimmt unhinterfragt oder aus Not die soziale Verhaltenstruktur von der anderen. Die bäuerliche Kultur ist geprägt von der Gewalt und Schönheit der Natur. Als Franz das väterliche Anwesen verlässt ahnt er den Untergang des System.

Wolfgang Gasser begleitet manche Szene aus dem Roman mit seiner Stimme. Die Zeitschrift für Literatur „SALZ“ hat Franz Innerhofer ein von Zuneigung, Respekt und Anerkennung bestimmtes Heft gewidmet. Literaten und Freunde Franz Innerhofers kommen zu Wort.

Innerhofer lebte in einem Spannungsverhältnis zwischen seiner Innenwelt und der bürgerlichen Welt draußen.  In der Literatur Rezeption spricht man von einem der wichtigen Romane des vorigen Jahrhunderts. Spekulationen damals, dass der Selbstmord Innerhofes mit der Situation im Literaturbetrieb zusammenhinge (Innerhofer hatte den Erfolg von „Schöne Tage“ nicht mehr wiederholen können) seien eine zu einfache Erklärung, sind sich Manfred Mayerhofer und Günther Eisenhuber in der an den Film anschließenden Diskussion am Podium einig.

Bild: Literaturhaus Salzburg / Angelika Klampfer


 

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