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Was ihnen alles einfällt

LITERATURHAUS / LESUNG

12/04/13 Das Salzburger Literaturhaus stellte am Donnerstag (11.4.) drei österreichische Autorinnen und einen Autor vor, von denen kürzlich neue Bücher erschienen sind. Ein ausgiebiger Abend, denn es gab nicht nur Lesungen, sondern auch Gespräche und zwischendurch Musik, lebende Musik sogar.

Von Werner Thuswaldner

037Der Fetischkult besagt, es sei möglich, sich die Kräfte eines anderen anzueignen. Man brauche nur in den Besitz eines Objekts, eines Fetisch, aus dem Besitz des Angehimmelten zu gelangen. Vom Tragen einer Hose, die einmal Thomas Bernhard gehört hatte, verspricht sich ein Autor, Figur in dem Buch „denn ihre Werke folgen ihnen nach“ von Marlen Schachinger (Verlag Otto Müller), viel. Noch lieber wäre diesem Autor ein Kleidungsstück von Marcel Proust. Recht originell ist der Einfall Marlen Schachingers, die einen Autor in einem Verlag einbrechen lässt. Dort eignet er sich Manuskripte an, die ihm nützlich für seine weitere Laufbahn sind.

039Isabella Straub, die in Klagenfurt eine Werbeagentur betreibt, schreibt in ihrem Debütroman „Südbalkon“ (Aufbau Verlag) über eine Lebenskünstlerin, die eine Karriere als Langzeitarbeitslose in einem fiktiven Wien anstrebt. Dazu ist einiges an Gewitztheit erforderlich. Damit hat ihre Heldin, eine scharfe Beobachterin, keine Probleme. Isabella Straub setzt ihrer wie mit leichter Hand geschriebenen Prosa immer wieder kleine Glanzlichter bösartigen Humors auf.

038Valerie Fritsch, Mitte zwanzig, stammt aus Graz und unternimmt am liebsten Reisen. Sie war schon da und dort in exotischen Ländern, und sie möchte noch viel mehr reisen. Unterwegs macht sie Fotos, aber nicht als Knipserin, sondern als Fotokünstlerin, schreibt Briefe und notiert ihre Eindrücke. Daraus entstehen Bücher. So auch „Die Welt ist meine Innerei“, erschienen im Verlag Septime. Valerie Fritsch gibt die Abgebrühte. Kein noch so gravierender Misstand in der Welt kann sie erschüttern, auch nicht die katastrophalen Zustände in einem äthiopischen Krankenhaus, wo es an allem fehlt. Valerie Fritsch, die schon sehr viele Stipendien bekommen und etliche Bücher publiziert hat, las in einem sonderbar verhaltenen, fragilen Tonfall, der an Ingeborg Bachmann erinnerte.

036Am leichtesten machte es Martin Horvath seinem Publikum. Sein Buch „Mohr im Hemd oder Wie ich auszog, die Welt zu retten“ (DVA) erzählt von einem Heim für Asylanten in Wien. Ali, ein Tausendsassa, ist dort die Hauptfigur. Horvaths Buch ist voller unterhaltsamer kleiner Geschichten, aber der Autor will selbstverständlich mehr. Es geht ihm um das prekäre Schicksal der Asylanten, für das wir mehr Verständnis aufbringen sollten. Der Autor hat die besten Absichten, wodurch er den möglichen Einwand, er wiederhole in seinen Geschichtchen nur, was wir schon so oft gehört haben, abschwächt.

Bilder: www.marlen-schachinger.com (1); valeriefritsch.at (1); isabellastraub.at/medienservice 24.com (1); Literaturhaus Salzburg (1)

 

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