Literarische Erforschung der Welt

PROLIT / 25-JAHRE-JUBILÄUM

01/10/13 Seit ein paar Tagen existiert eine „proLitfaßsäule“. Sie markiert das 25-Jahre-Jubiläum der im Eizenbergerhof beheimateten Gruppe „prolit“ und wird ihren Nutzen für die Darstellung literarischer Manifestationen gewiss erweisen.

Von Werner Thuswaldner

007Gefeiert wurde das Jubiläum mit Autorinnen und Autoren aus der Slowakei, aus Ungarn, Deutschland und Österreich. Schmissig aufgespielt haben drei schräge Musiker der Gruppe „motovidlo“ aus Tschechien. „Wir verstehen Literatur als Medium, das Erfahrungs- und Wahrnehmungsräume erschließen kann, die noch unvermessen sind -überraschende, ungeahnte Zugänge zu dem, was wir für Welt halten.“ So heißt es in einer Eigendefinition von „prolit.

Der Präsident der Gruppe, Peter Blaikner, vermittelte, dass „prolit“ unkonventionell agiert, lebendig und aufgeschlossen. Petra Nagelkögel moderierte den Abend und ging einfühlsam auf die vortragenden Gäste ein.

Der Droschl-Autor Thomas Stangl, dessen Roman „Regeln des Tanzes“ es auf die Longlist zum Deutschen Buchpreis gebracht hat, gab Proben seiner düsterer Prosa. Heldinnen des Romans sind zwei Schwestern, die unter dem Eindruck der für viele als bedrückend erfahrenen Regierungsbildung im Jahr 200 in Österreich stehen.

Laszlo Darvassi stellte seinen soeben auf Deutsch bei Suhrkamp erschienen Roman „Blumenfresser“ vor. Ort der Handlung ist Szeged und die Zeit die Mitte des 19. Jahrhunderts, als sich in Europa tief greifende politische Umwälzungen ereigneten. Vor deren Hintergrund erlebt Klara Pelsoczy leidenschaftliche Affären mit drei Männern.

Die slowakische Lyrikerin Mila Haugova erklärte, dass sie in der „Vatersprache“ schreibe. Ihr Vater sei Slowake, ihre Mutter Ungarin gewesen. „Verdichtung“ sei im wörtlichen Sinn das, worauf es ihr in ihrer Lyrik ankomme.

Nadja Küchenmeister, 1981 in Ostberlin geboren, ist ebenfalls Lyrikerin. 2010 wurde sie mit dem „Mondseer Lyrikpreis ausgezeichnet. Die Arbeit an einem Roman, so berichtete sie, sei seit längerem im Gange. Orte der Kindheit und Jugend werden unsentimental, aber doch im Bewusstsein erlebten Verlusts beschwören. Schlaglichter allen auf die Realität der ausgehenden DDR. Herauszuhören ist der Widerhall der deutschsprachigen lyrischen Tradition. Rilke sei als Beispiel genannt.

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Bilder: prolit