Der Engel der Geschichte wird über mich geflogen sein

STEFAN ZWEIG POEKTIKVORLESUNG / MAJA HADERLAP

09/05/16 „Im Archiv finde ich die Einlieferungsliste vom 13. November 43 abends, Name und Häftlingsnummer meiner Großmutter, die Namen der Nachbarinnen, der Paula Maloveršnik, der Bauersleute Pegrin, der Kach-Frauen, Maria und Anna Rotter, Polinnen, Jüdinnen, eine Tschechin...“

Von Heidemarie Klabacher

Maja Haderlap erzählt in ihrem Debütroman „Engel des Vergessens“ die Geschichte eines Mädchens, einer Familie und eines Volkes. Ihre Gedichte im Band „langer transit“ sprechen mit „faszinierender Eindringlichkeit vom Fremdsein und Nachhausekommen“. Maja Haderlapp hält von heute Montag (9.5.) bis Freitag (13. 5.) Mai die „Achte Salzburger Stefan Zweig Poetikvorlesung“.

Der Krieg ist zwar vorbei, aber in den Köpfen der slowenischen Minderheit in Kärnten, zu der die Familie gehört, ist er noch allgegenwärtig. Langsam lernt das Mädchen – die Ich-Erzählerin im Roman – die Bruchstücke und Überreste der Vergangenheit in einen Zusammenhang zu bringen und schließlich als junge Frau eine Sprache dafür zu finden. Eine immer wieder neu und immer wieder spannend zu lesende Auseinandersetzung mit der „Vergangenheit“, der zudem eine überaus feine poetische Qualität eignet. Tatsächlich war die Lyrikerin Haderlap ja noch vor der Romanschriftstellerin bekannt geworden.
Die Gedichte in ihrem Band „langer transit“ sprechen mit faszinierender Eindringlichkeit vom Fremdsein und Nachhausekommen, vom „Wunsch nach Aufhebung von Grenzen“ und dem „zwiespältigen Hin und Her zwischen Flucht und Verortung“, sagt die Autorin Ilma Rakusa über Maja Haderlap.

Die Österreichische Autorin Maja Haderlap wurde 1961 in Eisenkappel/Zelezna Kapla geboren. Sie studierte Theaterwissenschaft und Germanistik an der Universität Wien, war zwei Jahre Herausgeberin der Literaturzeitschrift „Mladje“, arbeitete als Chefdramaturgin am Stadttheater Klagenfurt und unterrichtet an der Alpen-Adria Universität Klagenfurt. Maja Haderlap veröffentlicht auf Slowenisch und Deutsch Gedichte und Essays und übersetzt aus dem Slowenischen. Ihr Romandebüt „Engel des Vergessens“, erschienen 2011 im Wallstein Verlag, wurde u.a. mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis, dem Rauriser Literaturpreis und dem Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch ausgezeichnet und in viele Sprachen übersetzt. 2014 erschien ihr Gedichtband „langer transit“ ebenfalls im Wallstein Verlag.

Nun steht Maja Haderlap als Vortragende im Zentrum der „Achte Salzburger Stefan Zweig Poetikvorlesung“. Die Stefan Zweig Poetikvorlesung ist eine gemeinsame Veranstaltung des Fachbereichs Germanistik, des Salzburger Literaturforums Leselampe, des Stefan Zweig Centre und der Universität Salzburg.

Von heute Montag (9.5.) bis Freitag (13.5.) wird Maja Haderlap den „Topografien des Verlusts“ nachspüren, „den Grenzmythen und Ideologisierungen der kulturellen und politischen Trennung im Alpe Adria Raum und deren Überwindungsstrategien in der Literatur“. Sie wird über die Spuren der Zeit, den Ichverlust und die Peripherie als Ort des Sagbaren sprechen. Am Mittwoch (11.5.) liest Maja Haderlap in der Edmundsburg aus ihrem Werk.

VORLESUNGSTERMINE
Montag (9.5.): Topografien des Verlusts; Dienstag (10.5.) Langer Transit; Donnerstag (12.5.) Das Drama als Wechselbalg, jeweils 17 bis 19 Uhr, Unipark Nonntal
KONVERSATORIEN
Mittwoch (11.5.) und Freitag (13.5.), jeweils von 13 bis 15 Uhr, Unipark Nonntal
LESUNG UND GESPRÄCH
Mittwoch (11.5.) Gedächtnis, Vergissmeinnicht, Monument, 19.30 Uhr, Edmundsburg - Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei - www.stefan-zweig-centre-salzburg.at
Bild: Max Amann