Festlicher Konzert-Gottesdienst

MOZARTWOCHE / MOZARTEUMORCHESTER / BOLTON

06/02/17 Die letzte Matinee der diesjährigen Mozartwoche bleibt mit Arvo Pärts „Magnificat“ und der „Nelsonmesse“ von Joseph Haydn als exquisites Konzerterlebnis in Erinnerung. Der Salzburger Bachchor, das Mozarteumorchester unter Ivor Bolton und das mit Miah Persson, Elisabeth Kulman, Michael Schade und Florian Boesch luxuriös besetzte Solistenquartett gestalteten das liturgische Œvre zum erhebenden musikalischen Sonntagsgottesdienst.

Von Elisabeth Aumiller

Das 1989 entstandene Magnificat für gemischten Chor a capella des estländischen Komponisten Arvo Pärt lässt der Salzburger Bachchor zur berührenden „Seelennahrung“ werden. Die stringente Schichtung der Stimmen ist in ihrer schlicht wirkenden Linienführung gleichzeitig von

außergewöhnlicher Dichte. Aus fast ätherischem Beginn schwillt die Stimmkraft zu imponierender Fülle an. Die wiederkehrend auf demselben Ton psalmodierenden Soprane, eingeflochten in die sie überlagernde Mehrstimmigkeit, erzeugen eine geradezu magische Wirkung, der man sich nicht entziehen kann. Daraus ergibt sich eine Mischung aus meditativer Andacht und hochfeinem Klanggenuss. Der Komponist nennt sein unorthodoxes ineinander Verweben der Chorstimmen „Tintinnabuli-Stil“. Dem von Alois Glaßner geleiteten Bachchor gebührt hohes Lob für die effektvolle wie auch geistlich dimensionierte Wiedergabe dieser klingenden Delikatesse.

Joseph Haydns Messe in d-Moll, als „Missa in angustiis“ (auch Nelson-Messe) ist 1798 entstanden, ein Alterswerk Haydns. „In angustiis“ weist auf eine Zeitaktualität der Bedrängnis hin, der Hinweis auf Admiral Nelson auf dessen kriegerischen Sieg. Das dramatische Geschehen machen gleich zu Beginn die mächtigen Signale der Pauken und Trompeten deutlich.

Im flehenden Ruf „Kyrie eleison“ hat die Sopransolistin eine herausragende Aufgabe. Miah Persson beeindruckt mit vortrefflichem Stimmglanz, ausgestattet mit fülliger Leuchtkraft und gleichzeitigem Obertonreichtum. Mit Brillanz singt sie die Koloraturen, die sie als Ausdruckssteigerung anlegt. Sie bringt sich mit voller Verve und emotionalem Impetus ein, haucht der liturgischen Form Leben ein. Elisabeth Kulman erfüllt die Aufgabe der hier nicht im Vordergrund stehenden Mezzopassagen mit pastoser Tongebung und kann zu Beginn des Agnus Dei mit warmem Wohllaut und Intensität punkten. Michael Schade lässt den hellen Strahl seines Tenors aus dem solistischen Vokalquartett herausragen.

Mit sonorer Bassintensität unterfüttert Florian Boesch, orgelt auch zupackend in die Tiefe und berührt im Gegenzug im „Qui tollis“ auf dem inbrünstig wiederholten „Miserere“ mit verinnerlicht empfundenem, flehendem „Erbarm dich unser“. Feintönendes auf der Orgel, von Robert Howarth eingestreut, bereichert das orchestrale Klingen. Der Bachchor ist auch bei der Messe groß in Form und wird zum Protagonisten mit zartem bis dramatischem Einsatz in reich schillernder Abschattierung, gipfelnd in der jubelnden Schlussapotheose. Ivor Bolton leitet den großen Apparat souverän mit zügigen aber nicht übereilten Tempi, hält die Spannung und gibt den Mitwirkenden die Möglichkeit, das Werk in seiner Schönheit leuchten zu lassen. Aber nicht allein die zeitlose Größe von Haydns Opus kommt zum Tragen, sondern auch die von der innewohnenden musikalischen Kraft getragene mystisch-religiöse Aura.

Das zuvor als „Ouvertüre“ gewählte Mozart-Divertimento D-Dur KV 251 hat seiner Gattung gemäßen freundlichen Unterhaltungscharakter. Als „Nannerlseptett“ bezeichnet, war es wohl eine Geschenkmusik Mozarts zum Namenstag seiner Schwester. Konzipiert für zwei Violinen, Viola, Bass, Oboe und zwei Hörner dürfen diese auch eingebunden in die Orchesterfassung wechselweise ihre Rolle spielen. Vor allem die Oboe glitzert als anmutige wie naseweis kecke und schalkhafte Solistin. Auch die beiden stimmführenden Violinen führen ihr Tänzchen auf. Wiederholende Themenpassagen werden hier nicht umgangen und alles pulsiert in fröhlicher Laune, so richtig als morgendlicher Weckruf , der die Aufmerksamkeit und Neugier schürt auf die nachfolgenden geistlichen Highlights.

Bilder: dpk – E. Aumiller