Assyrer, Recycling, Kyrie

MOZARTWOCHE / CHORWERKE

23/01/19 „Bekannte und selten gespielte Chorwerke Mozarts“ sind, so Rolando Villazón, einer der Schwerpunkte der Mozartwoche 2019. Das beginnt morgen Donnerstag (24.1.) mit Thamos, König in Ägypten als knallbunter „szenischer Erzählung“. Es kommt das Requiem. Und es kommen die Waisenhaus ebenso wie die c-Moll Messe und deren Schwesterwerk, die musikalisch fast identische Kantate Davide penitente, oder die „Heilige Handlung“ Betulia liberata.

Von Heidemarie Klabacher

„Die Azione sacra Betulia liberata KV 118 gehört sicherlich nicht zu Mozarts bekanntesten Werken, im Gegenteil“, schreibt denn auch Mirijam Beier im Almanach: „Nachdem diese Komposition bereits zu Mozarts Lebzeiten wohl keine Aufführung erfuhr, änderte sich dies auch im Zuge der nachfolgenden Rezeption seines OEuvres nur langsam.“ Fast ausschließlich in Mozart-Gedenkjahren sei diese Komposition aufgeführt worden. Dieses Schicksal (Pflichtübung in Jubeljahren sozusagen) „teilten auch die anderen beiden Werke Mozarts, die der Gattung Oratorium zugeordnet werden können“. Die Schuldigkeit des Ersten Gebots KV 35 konnte im bunten Programm der morgen Donnerstag (24.1.) beginnenden Mozartwoche bislang nicht ausgemacht werden; sehr wohl aber die Kantate Davide penitente KV 469, die dem Sinfonieorchester und einem Projektchor der Universität Mozarteum anvertraut worden ist. Dirigent ist Hansjörg Albrecht. Die drei Solisten – die Sopranistin Christina Gansch, den Mezzosopran Stepanka Pucalkova und besonders den Tenor Nuttaporn Thammathi – hat man schon mehrmals mit hervorragenden Leistungen erleben dürfen.

Zu Beginn des Jahres 1785 hatte Mozart einen ziemlichen Stress, er war überhäuft mit Aufträgen und Terminen zu Einladungen und Auftritten. „In diese Zeit angespanntester, hektischer Tätigkeit fällt als weiteres Ereignis die Mitwirkung am Fastenkonzert der Wiener Tonkünstler-Societät, für das der Komponist einen oratorischen Beitrag zu liefern versprochen hatte“, schreibt Ulrich Konrad im Almanach. Ein ganz neues Werk zu schreiben hatte Mozart einfach nicht genug Zeit. Und so hat er seine c-Moll Messe – mehr als flapsig und verkürzt gesagt – quasi recycelt. Dass es auch für ein solches Parodie-Verfahren einen Meister wie Bach oder Mozart braucht, versteht sich. Muss doch ein neuer Text zur vorhandenen rhythmischen Struktur ebenso passen, wie zur Aussage der Musik. Jedenfalls ein überaus spannendes geistliches Werk, das den jungen Künstlerinnen und Künstlern anvertraut wurde.

Für Betulia liberata wurde das Originalklangensemble Les Talens Lyriques unter der Leitung von Christophe Rousset verpflichtet. Das Libretto von Metastasio ist an das biblische Buch Judith angelehnt: Betulien wird von den Assyrern unter dem Feldherrn Holofernes belagert. Im kritischsten Moment tritt Judith auf den Plan, eine reiche Witwe, die als Einsiedlerin mönchisch in der Wüste lebt... „In Mozarts Vertonung fällt zunächst die programmatische Overtura in d-Moll auf,“, schreibt Mirijam Beier im Almanach, „da Moll-Tonarten in den italienischen Opernsinfonie der Zeit außerordentlich selten sind.“ Die Arien nutze der Komponist, „um über das gesamte Spektrum der Affektdarstellung Rollenprofile zu erstellen“. Der zentralen Figur der Giuditta/Judith „vertraut Mozart die einzigen beiden Accompagnato-Rezitative an und bettet sie mehrfach in Chorszenen ein“. Mit dem Salzburger Bachchor wurde ein Experten-Ensemble für den Chorpart verpflichtet.

Das Requiem kommt zusammen mit der Maurerischen Trauermusik, dem delikaten Adagio und Fuge c-Moll und der monumentalen Symphonie g-Moll im dritten Konzert der Wiener Philharmoniker. Andrés Orozco-Estrada leitet das Konzert im Haus für Mozart (da das Große Festspielhaus diesmal wegen Umbaus ja nicht zur Verfügung steht). Es singt der Wiener Singverein. Als Solisten angeführt sind Christiane Karg, Angela Brower, Adam Plachetka – und Rolando Villazón, von dem aber gehört - wenn auch nicht von der Stiftung offiziell bekannt gegeben worden ist, dass er die nächsten Monate nicht singen dürfen soll.

In den Sonntagsgottesdiensten um  9 Uhr in der Franziskanerkirche und um 10 Uhr im Salzburger Dom erklingen während der Mozartwoche schon immer Mozart-Messen. Heuer sind es im Dom die Missa C-Dur Credo-Messe KV 257 am 27. Jänner und die Missa longa C-Dur KV 262 am 3. Februar.

Die Mozartwoche 2019 von 24. Jänner bis 3. Februar -  mozartwoche.at