Viel Glück beim kalten Bade

MOZARTWOCHE / MARIONETTENTHEATER / BASTIEN UND BASTIENNE

27/01/19 Beim Puppencasting stellen sich die Anwärter ziemlich drollig an. Ist das so bei realen Künstler-Castings, dass die Vorstelligen an Herausforderungen, wie „gerade über die Bühne gehen“, scheitern? Im Marionettentheater bleiben dann doch geeignete Darsteller für Mozarts Bastien und Bastienne übrig. Es ist sogar eine Sopranistin zu viel. Zickenkrieg ist angesagt.

Von Heidemarie Klabacher

Aus der Rahmenhandlung – dem Puppencasting – entwickelt sich nach einiger Zeit und mancher Länge über fast fünfzig Minuten ohne nennenswerte Musik-Auflockerung, die zauberhafte Komödie mit Musik Der Schauspieldirektor KV 489, die Mozart Anfang 1786 in knapp zwei Wochen auf's Notenpapier geworfen hat. Ein echter Wurf, der Eifersüchteleien im Kulturbetrieb zwischen Stars und Sternchen über Zeit und Jahrhunderte hinweg bös auf's Korn nimmt. Mit größtem Genuss haben denn auch die Sopranistinnen Mojca Erdmann und Laura Aikin bei der Mozartwoche im Marionettentheater einander grandiose Beschimpfungen an die Köpfe geworfen und alle Beschwichtigungsversuche von Monsieur Vogelsang mit seinem „Parlando, Parlando“ immer wieder unterlaufen - mit lautstarkem „Ich bin die erste Sängerin“.

Dabei hatte sich der Schauspieldirektor Frank, der Mozarts Bastien und Bastienne zu besetzten hat, eh schon salomonisch für die Teilung der weiblichen Hauptrolle entschieden und sowohl Madame Herz als auch Mademoiselle Silberklang engagiert: Eine ziemlich schwergewichtige Sopranbesetzung für die delikate Miniatur KV 50.

Als Wiederaufnahme einer Koproduktion der Salzburger Festspiele und des Marionettentheaters aus den Jahren 2006 und 2007 hatten Der Schauspieldirektor und Bastien und Bastienne diesmal als Kooperation der Stiftung mit dem Marionettentheater am Sonntag (26.1.) Premiere. Es war die erste von insgesamt drei Aufführungen. Es spielt, ziemlich handfest und lauthals, aber durchaus mit Willen zum Schwung, die Wiener Akademie unter der Leitung von Jory Vinikour. Für Regie und Bühne zeichnet Thomas Reichert.

Es singen – und interagieren charmant mit ihren Puppen-Alter Egos – die Sopranistinnen Mojca Erdmann und Laura Aikin. Paul Schweinester gibt den ungetreuen Bastien und den Monsieur Vogelsang. Theo Hoffman ist der der zwischen den zerstrittenen Liebenden Frieden stiftende Zauberer Colas und auch, in einer kleinen Sprechrolle, der Assistent des Schauspieldirektors Frank: Diesen gibt ein wenig zerstreut und chaotisch der Schauspieler Stefan Wilkening. Das Ensemble des Marionettentheaters führt seine Truppen mit der gewohnten Leichtigkeit. Wenn die eine „Sopranistin“ dem am Bühnenrand lümmelnden Monsieur Vogelsang voll Zorn auf die Hand stampft, ist das eines von vielen unvergleichlich witzigen Details. Dass die Puppen das gesungene Geschehen im letztlich doch nur bebildern können, machen solche poetischen Momente vergessen.

Zwei weitere Vorstellungen am Mittwoch (30.1.) und am Sonntag (3.2.) - mozarteum.at
Bilder: ISM / Adrienne Meister