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Preposteroso assoluto

MOZARTWOCHE / SZENE / NOLA RAE

29/01/19 Mozartwoche à la Rolando Villazón: Das schafft einen leichten, verspielten Zugang zum Genius loci. Auch Clownerie darf sein. An solche Grenzgänge muss sich vielleicht die Stiftung Mozarteum als Veranstalterin selbst erst gewöhnen...

Reinhard Kriechbaum

Wie wir drauf kommen? Weil im Almanach zur Mozartwoche, der jedes Jahr noch dicker wird (aktuell 412 Seiten!), gerade ein dürftiges Blatt der Pantomimin Nola Rae und ihrer liebenswerten Performance Mozart preposteroso gewidmet ist. Ein Termin, der immerhin drei Mal in der Szene Salzburg angesetzt ist. Wunder also, dass beim ersten Mal, Montag Nachmittag (28.1.), in der Szene Salzburg nur ein gutes Drittel der Plätze besetzt war?

Auf heftige Mundpropaganda für die rote Mozart-Nase der aus Australien stammenden, in London lebenden Künstlerin ist zu hoffen: Ihr Handwerk hat Nola Rae immerhin bei Marcel Marceau gelernt. Die Mischung aus Pantomime und Puppenspiel ist reizvoll, und die Verbindung aus hintergründigem Humor und Slapstick, garniert mit einem guten Schuss Comedy, einfach umwerfend.

Da hat einer einen G'schrapp am Hals, dem das Komponieren ohnedies recht schwer fällt: Leopold Mozart. Wolfgang ist zuerst eine Puppe in Strampelhose, die gleich mal munter in die Tasten greift und in einer Weihnachtsmann-Variation zeigt, wo der Klavier-Bartl den Most holt. Der Kleine, der noch nicht stubenrein ist, angelt sich auch eine Feder, um im Kinder-Bettchen Noten aufs Papier zu bringen. Was ein Wunderkind ist, produizert halsbrecherischsten Skalen, sogar wenn es in den Klavierkasten eingesperrt ist. Bravo bravissimo! Bald ändern sich die Gewichte, da ist die Performerin Mozart, dem der Herr Papa als Puppe streng über die Schulter blickt. Die Last wird rasch abgeschüttelt...

Wir erleben, das man sich auch als Genie beim Antichambrieren hinten anstellen muss: Der Künstler, ein trauriger Clown! Aber mit „La ci darem la mano“ kriegt Mozart immerhin seine Constanze rasch herum.

Könnte es sein, dass uns bisher die dem Alkohol zugewandte Wesensart Mozarts verborgen geblieben ist? Aber immerhin: Das Ton-Experiment mit dem imaginären Weinglas führt zum wundersamen Adagio für Glasharmonika. Das Weinglas bewährt sich dann noch als Indikator für die besten Koloraturen der Königin der Nacht. Oder doch nicht sosehr: Die spitzen Soprantöne führen zu einem Massen-Bersten im Glasschrank.

Was heißt eigentlich Mozart preposteroso? Der Italienisch-Langenscheid lässt einen schmählich im Stich, aber das englische Wort preposterous führt uns auf die Fährte, die man in diesen anderthalb Stunden sowieso nicht verliert. Selten so gelacht.

Weitere Vorstellungen am Mittwoch (30.1.) und Samstag (2.2.), jeweils 17 Uhr Szene Salzburg – www.mozartwoche.at
Bilder: ISM / Wolfgang Lienbacher

 

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