Eine ruhige Kugel

MOZARTWOCHE / DANIEL BARENBOIM

01/02/19 Mozart beim Kegeln. Dem Spiel zugewandt nur, wenn der Wurf an ihm ist, sonst ist er angeblich mit dem Kopf bei den Noten. – Dass er sogar Teile des Don Giovanni am Rand der Kegelbahn geschrieben hätte, ist eine bald nach seinem Tod in die Welt gesetzte Geschichte.

Von Reinhard Kriechbaum

Wie viel Glauben man dem auch schenken mag, soll, darf: Die Hornduos KV 487 habe er „unterm Kegelscheiben“ geschrieben, notierte Wolfgang Amadé selbst. Das später so genannte Kegelstatt-Trio ist nur wenige Tage danach vollendet worden. Vielleicht sollte man der Anekdote ja doch Glauben schenken...

Eines ist gewiss: Wenn Daniel Ottensamer (Klarinette), Yulia Deneka (Viola) und Daniel Barenboim (Klavier) dieses Stück spielen, sind eine übers Holzbrett rumpelnde Kugel und davon stiebende Kegel das Allerletzte, was einem dazu einfiele. Eher wird von den Dreien Takt um Takt bewusst gemacht, wie viel feinsinnige Originalität Mozart auch in ein an sich bedeutungsloses kammermusikalisches „Heimspiel“ (ein solches war wohl die erste Aufführung im Hause seines Freundes Nikolaus von Jacquin Anfang August 1786) investiert hat. Achtsam aussingend, in deutlich moderaten Tempi ist dieses viel zu selten aufgeführte Stück musiziert worden.

Die präzis gesetzten, tonlich eleganten raschen Noten der Bratschistin in dem von der Klarinette so singend geführten Menuett/Trio suchten ihresgleichen. Eine Gelöstheit, die in dem Konzert zur Nachmittagsstunde am Donnerstag (31.2.) vom Publikum sichtlich goutiert wurde.

In drei Konzerten lässt Daniel Barenboim bei der Mozartwoche vor allem Klaviertrios von Mozart hören, mit seinem Sohn Michael an der Violine und Kian Soltani am Cello. Seit 2016 sind sie als Trio tätig. Bei den Festspielen haben sie vergangenen Sommer, deutlich weniger überzeugend, Beethoven-Trios realisiert. Im ersten der drei Konzerte widmete man sich auch den beiden Klavierquartetten g-Moll KV 254 und E-Dur KV 542. Ersterem sagt man nach, dass sich die Hörer einst eher befremdet gezeigt hätten von den Schroffheiten. Auf solche zielen Barenboim und seine Youngsters nicht hin. Durchs g-Moll-Quartett führte Daniel Barenboim auf eher sanfte Art, überhaupt nicht angriffig. Im betont zurückhaltend genommenen Rondo hat Barenboim seine Klavier-Fragen im Hauptmotiv so angerissen, dass die Streicher jeweils unaufgeregt und tonlich konsolidiert antworten konnten. Das hatte in Summe dann weniger Spannung, aber viel Charme.

Ab nun alles Triobesetzung: heute Freitag (1.2.) um 19.30 Uhr und am Samstag (2.2.) um 15 Uhr im Großen Saal des Mozarteums – www.mozartwoche.at
Bilder: ISM / Wolfgang Lienbacher