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Harmoniemusik mit Witz und Tiefe

MOZARTWOCHE / BLÄSERENSEMBLE AKAMUS

29/01/20 Im Vorspiel zu Goethes Faust heißt es: „Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen!“ So stellt die Mozartwoche modernen Instrumenten historische Klänge gegenüber. Letzteres ist doppelt erfreulich, wenn absolute Könner wie das Bläserensemble der Akademie für Alte Musik Berlin im Großen Saal des Mozarteums auftreten.

Von Horst Reischenböck

Bläsermusik haftet das eher abschätzige Odium an, leichtgewichtiger zu sein, weil eben zur Unterhaltung erdacht, was Titel wie „Divertimento“ noch zusätzlich unterstreichen. Wer sich wachen Ohres dem Füllhorn an Melodien ergibt, die Wolfgang Amadé Mozart über seine auch noch so kleinen Bläser-Piecen ausschüttete, wird eines Besseren belehrt.

Das bewiesen am Dienstag (28.1.) etwa die beiden 1775 und 1773 entstandenen Divertimenti. Ersteres diente vielleicht als Hintergrundmusik, während der der Erzbischof speiste, Konversation betrieb und sich wohl kaum um die Qualitäten der Musik scherte. Erst ein Beethoven konnte es sich ja später leisten, mit Worten wie „Für solche Schweine spiele ich nicht!“ aufzustehen...

Die Ausgangslage, sprich: Grundbesetzung stellte wie im Fall von KV 213 in F-Dur je ein Paar Oboen, Hörner und Fagotte dar. Nach der Pause gesellten sich für das Es-Dur-Divertimento KV 186 bzw. 159b noch Bassetthörner und Klarinetten hinzu. Das lässt ein Entstehen für Salzburg bezweifeln, weil es (sehr zu Mozarts Leidwesen) solche damals hier noch nicht gab. Wie sehr Mozart übrigens das dunkle Timbre des Bassetthorns schätzte und dessen Klänge ausreizte, bewies auch ein eigens zusammengestelltes Trio von vier aus KV 439b ausgewählten Sätzen.

Sogenannte „Harmoniemusiken“, aus Bläsern rekrutiert, leisteten sich damals auch noch so kleine adelige Höfe, die etwas auf sich hielten. Für derartige Besetzungen wurden gängige „Hits“ passend arrangiert. Eine Aufgabe, die sich jüngst auch der aus Gmunden gebürtige Ernst Schlader, selber Mitglied von AKAMUS, unterzog. Er reduzierte für Basta vincesti – Ah! non lascarmi, no KV 476a und die die groß dimensionierte Szene Ah, lo previdi! – Ah, t‘invola – Deh, non vacar KV 272 Mozarts Original auf zehn Bläser plus Kontrabass. Das bot Mojca Erdmann, immer wieder Gast bei der Mozartwoche, Gelegenheit sich mit ihrem ausdrucksstarken Sopran der innewohnenden Dramatik locker und ohne Anstrengung zu ergeben. Den aufbrausenden Jubel bedankte sie mit Alma grande e nobil core KV 578.

Den absoluten Höhepunkt bildete zum Abschluss dann die Serenade in Es-Dur KV 375, ursprünglich für zwei Klarinetten, Hörner und Fagotte gesetzt und hier in Wolfgangs eigener Erweiterung als Oktett mit zwei zusätzlichen Oboen ausgeführt. Nochmals viel Gelegenheit sich daran zu erfreuen, wie die Holzbläser einander treffsicher die Themen zuwarfen. Die ventillosen Naturhörner fügten sich dynamisch differenziert ein. So im besten Sinn spielerisch sollte Mozart immer tönen.

Bild: ISM / Wolfgang Lienbacher

 

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