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Kein Strich mehr durch die Rechnung

MOZARTWOCHE DIGITAL / PROGRAMM

19/01/21 „Die andere Möglichkeit wäre gewesen, alles abzusagen. Wir haben einen Weg gefunden, mit dem zu arbeiten, was möglich ist.“ Rolando Villazon präsentierte die Mozartwoche digital. Von 27. bis 31. Jänner gibt es insgesamt zehn Produktionen. Täglich erklingen zwei Konzerte, um 18 Uhr und um 20 Uhr, im Live-Stream.

Von Heidemarie Klabacher

„Die Zukunft der Klassik wird stark geprägt sein von Streaming-Angeboten“, sagte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz bei der digitalen Programm-Präsentation heute Dienstag (19.1.). So könne die junge Generation für die Klassik erreicht und zugleich die ältere Generation zum Streaming gebracht werden. Für noch weniger geübte „Streamer“ unter den Mozartianern gibt es eine Support hotline, berichtete Unitel-Geschäftsführer Jan Mojto. „Wir wussten vorgestern noch nicht, was heute sein wird. Jetzt wird uns niemand mehr einen Strich durch die Rechnung machen.“

Natürlich sei das live-Erlebnis das Entscheidende, aber man sei glücklich, zur „Überbrückung den Menschen zu zeigen, dass auch in diesen Zeiten die Veranstalter für das Publikum da sind“. Er habe gehofft, so Alexander Wrabetz, „dass man in Österreich wieder einen Schritt vorangeht“, jetzt sei es „eher ein Schritt zurück“. Er hoffe auf ein Signal an die Politik: „Man kann Kultur nicht still-legen.“

Eröffnet wird der gestreamte Konzertreigen an Mozarts 265. Geburtstag (27. Jänner) mit einer Uraufführung. Unter dem Titel 94 Sekunden neuer Mozart erklingt erstmals öffentlich das Allegro D-Dur KV 626b/16 , dessen Autograph erst erst jüngst wiederentdeckt und von der Stiftung erworben werden konnte (DrehPunktKultur hat berichtet). 94 Sekunden füllen freilich auch kein online-Konzert, weitere Klavierwerke stehen auf dem Programm. Es spielt der Pianist Seong-Jin Cho. Intendant Rolando Villazón moderiert das Konzert.

Dieser wirkt als Tenor dann auch beim offiziellen Eröffnungskonzert um 20 Uhr mit: Das Mozarteumorchester unter der Leitung von Keri-Lynn Wilson gestaltet ein ausgewachsenes Geburtstags-Wunschkonzert: Zwischen den Symphonien g-Moll KV 183 und A-Dur KV 201 erklingen Arien für Sopran, Tenor und Bass (mit Giulia Semenzato, Rolando Villazón und Luca Pisaroni) sowie das Konzert C-Dur für Flöte, Harfe und Orchester KV 299 mit Mathilde Calderin und Xavier de Maistre. Eine weitere Dirigentin ist eingeladen: Giedrė Šlekytė am Pult der Camerata Salzburg.

Szenen einer Ehe heißt effektsicher ein Konzert mit Thomas Hengelbrock und dem Balthasar-Neumann-Ensemble. Hier werden zwei Symphonien Arien aus Cosí fan tute und Le nozze di Figaro umrahmen: Paarprobleme genug. Kammerkonzerte gestalten das Quatuor van Kuijk zusammen mit Maximilian Kromer sowie Mitglieder der Wiener Philharmoniker. Eine Mozartiade mit Sylvia Schwartz (Sopran), Magdalena Kožená (Mezzosopran), Mauro Peter (Tenor) und der Pianistin Elena Bashkirova (Klavier) hält den Liedgesang hoch. Adele Neuhauser liest aus Mozarts Briefen. Zu Mozarts eigenen Worten erklingen Mozarts eigene Instrumente: Emmanuel Tjeknavorian spielt auf seiner Costa-Violine, Marie Sophie Hauzel auf seinem Walter-Flügel.

Die Wiener Philharmoniker spielen unter der Leitung von Daniel Barenboim (der am Flügel das Konzert c-Moll KV 491 beitragen wird). Purer Luxus: Cecilia Bartoli singt Ch’io mi scordi di te? – Non temer, amato bene KV 505.

In Zusammenarbeit mit ORF und Unitel wird die Klassik-Plattform fidelio (www.myfidelio.at) die zehn Konzerte in Österreich, Deutschland und der Schweiz streamen. Zusätzlich werden insgesamt 44 weitere Programmpunkte gezeigt, darunter Hintergrundberichte und Interviews, sowie Produktionen früherer Mozartwochen, wie etwa Der Messias und Pùnkitititi von der Mozartwoche 2020 oder T.H.A.M.O.S. aus dem Jahr 2019, aber auch ältere Archivaufnahmen seit 1997. ORF III und 3sat präsentieren insgesamt fünf Neuproduktionen, drei weitere Produktionen sollen noch bekanntgegeben werden.

Gratis ist die digitale Mozartwoche zwar nicht, aber noch nie waren Tickets so günstig zu haben: So kann das komplette digitale Mozartwoche-Angebot dreißig Tage um 14,90 Euro genutzt werden.

Alexander Wrabetz: „Die Musiker spüren irgendwie, dass ein Publikum da ist, draußen in der Welt.“ Also wird in Salzburg, anders als beim Neujahrskonzert, kein virtueller Applaus zugespielt – das liegt auch daran, dass die Konzerte vorab aufgezeichnet werden.

Mozartwoche digital von 27. bis 31. Jänner - mozarteum.at; klassik.myfidelio.at
Bilder: ISM / Holger Kettner (1); Daria Stravs Tisu (1); Olena Tokar (1); DECCA-Uli Weber /1)

Zum Kommentar Mozart (über)lebt

 

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