Auf zu einem flotten Dreier!

MOZARTWOCHE / CAMERATA

03/02/24 Wann, außer in der Canzonetta des Don Giovanni, kommt einem heutzutage eigentlich eine Mandoline unter? Sie war auch, als Vivaldi seine berühmten Konzerte dafür schrieb, ein eher exotisches Instrument. Um 1800 kam die Mandoline aber kurzzeitig groß in Mode.

Von Reinhard Kriechbaum

In der Mozartwochen-Matinee der Camerata Salzburg am Freitag (2.2.) stand die Mandoline als Soloinstrument im Mittelpunkt, und man hat dafür einen Meister seines Fachs engagiert. Avi Avital hat es immerhin als erster Mandolinenspieler zu einer Grammy-Nominierung gebracht. Weil das Repertoire überschaubar ist, hat er über hundert neue Werke für Mandoline in Auftrag gegeben, und Bearbeitungen sind sein täglich Brot.

Das Konzert G-Dur S 28 von Johann Nepomuk Hummel ist aber eine Originalkomposition. Der Mozart-Schüler muss einen außergewöhnlichen Mandolinenspieler gekannt haben, denn er mutet dem Instrument höchst virtuose Läufe zu, aber auch – mit viel Verständnis für die eingeschränkte Nachhallzeit – hübsche Kantilenen. Wegen der akustischen Auffälligkeiten der Mandoline ist der Orchestersatz ganz leichtfüßig gehalten. Da begleiten beispielsweise im langsamen Satz die Celli und Kontrabässe pizzicato die Mandoline, während die anderen Streicher mit ganz kurzem Bogenstrich die Harmoniefüllung beitragen.

Die Canzonetta Deh vieni alla finestra aus Don Giovanni durfte natürlich nicht fehlen. Wenn Rafael Fingerlos das singt und Avi Avital die Mandoline spielt, wird die Dame das Fenster wohl sogleich öffnen. Gut möglich, dass sie sich bei solch betörender Musik zu einem flotten Dreier überreden lässt. Mit einer reizvollen Bearbeitung des Mozart-Lieds An Chloe, für Mandoline und Streicher anstelle des Klaviers, wurde man in die Pause entlassen.

Am Pult der Camerata stand diesmal die Deutsche Anja Bihlmaier, Chefdirigentin des Residentie Orkest Den Haag. Sie dirigiert ohne Stab, tanzt eher dem Orchester die Emotionalität der Musik vor. In letzter Zeit hat die Camerata ja öfters romantische Musik ohne Dirigenten hören lassen. Es tut dem Orchester merklich gut, wenn immer wieder jemand genauer auf die Balance hört (für die Feinmechanik sorgen schon die Stimmführer). Mozarts Haffner-Sinfonie D-Dur KV 385 (zwei Sätze am Beginn, zwei am Ende der Matinee) wirkte frisch durchlüftet, der Andante-Satz Motiv um Motiv wie mit dem Haarpinsel entstaubt. Viel Energie für Beethovens Die Geschöpfe des Prometheus (Ouvertüre, Pastorale, Marcia).

Die Idee hinter dem Programm war ja die einer musikalischen Akademie – also eine anregende Kombination von sehr Verschiedenem. Klassik-Pops sozusagen. Da reihten sich drei Ariosi aus Salieris Oper Axur, re d'Ormus gut ein. Der Bariton Rafael Fingerlos kann nicht nur als verführerischer Don Giovanni betören, sondern auch furchteinflößend toben. König Axus hat es auf einen scheinbar misero, abbietto negro, einen elenden, abscheulichen N. abgesehen. Das sagt man heute nicht mehr ungestraft, im Libretto reimt sich blöderweise aber negro auf allegro. Wortreiche Fußnote im Programmheft: Das N-Wort werde in der deutschen Übersetzung korrekt wiedergegeben, der Philologie wegen. O tempora o mores!

Hörfunkübertragung am 16. Februar, 20 Uhr, Ö1
Bilder: ISM / Wolfgang Lienbacher