Festliche Schönheit, nicht ganz störungsfrei

Von Gottfried Franz Kasparek

altDer Pianist Schiff tritt bei dieser Gelegenheit immer auch als Dirigent auf, nicht nur vom Flügel aus. Diesmal stand die kostbare Serenade Nr. 2 in A-Dur op. 16 von Johannes Brahms in der Mitte des Programms. Ein Stück, welches formal und atmosphärisch wunderbar in ein klassisches Programm passt. Die Atmosphäre ist freilich zutiefst romantisch, im zentralen Adagio ist sogar Wagner’sches Weben nicht fern. Das Ensemble musizierte unter der liebevollen Leitung seines Prinzipals nuanciert, transparent und dennoch dem Gefühlsgehalt hingegeben. Die dunkel-schöne Bildhaftigkeit des ohne Violinen auskommenden Stücks kam aufs Beste zur Geltung.

Vorher hatte Schiff wieder einmal bewiesen, dass Johann Sebastian Bach auch weitab vom Originalklang berückend sein kann. Da perlt und singt und klingt es, dass es eine Freude ist. Dennoch erscheinen die Strukturen des d-Moll-Klavierkonzerts klar herausgearbeitet. Das vom Komponisten selbst mehrmals für verschiedene Instrumente bearbeitete Stück nicht am Cembalo, sondern am modernen Steinway zu spielen, ist nach wie vor legitim, vor allem wenn es so überzeugend geschieht.

altDas Finale galt Mozart und dem C-Dur-Klavierkonzert KV 503. Mit András Schiff als wahrem „primus inter pares“ war das ein festliches Ereignis. Besonders die opernhafte, dramatische Komponente des Werks kam in mitreißender Weise zum Vorschein, zumal Schiff in seiner eigenen Kadenz mit Eleganz und Verve in diese Bereiche vorstieß. Wie beseelt und tiefsinnig er Mozart zu spielen vermag, bewies dann noch die ausgiebige Zugabe, der langsame Satz des B-Dur-Konzerts.

Dem allgemeinen Mozart-Glück stand also in dieser Matinee nichts im Wege. Zumindest in den vorderen Parkettreihen nicht. Von Menschen mit feinen Ohren war allerdings zu vernehmen, dass weiter hinten mitunter ganz andere Klänge störend in den Großen Saal des Mozarteums eingedrungen waren. Die an diesem Wochenende lautstark alle Altstadtplätze besetzende „Guggemusik“ ist an sich eine bunte und sympathische, vorwiegend alemannische Karnevalsgaudi, welche den halben Schwaben Mozart sicher amüsiert und zu allerlei musikalischen Späßen inspiriert hätte. Ob diese archaischen Blech- und Schlagzeug-Explosionen allerdings ausgerechnet als lärmendes Kontrastprogramm zur Mozartwoche stattfinden müssen – diese Frage sei den dafür Verantwortlichen doch sehr ernsthaft gestellt!

Zum Stich-Wort Guggemusik
Bilder: ISM/Wolfgang Lienbacher