Die Götter schienen denn zunächst auch mit Wohlwollen auf ein zartes Lorbeerpflänzchen zu blicken: Mit der Arie „Voi, che fausti“ des Alessandro aus „Il Re Pastore“ und der Arie des Don Ottavio „Il mio tesoro“ aus „Don Giovanni“ ist Rolando Víllazon durchaus elegant über die Runden gekommen. Langsam aufblühende und sicher gehaltene klare Töne etwa in der Phrase „Cercate di asciugar“ in der Don Ottavio-Arie ließen die Qualität der Stimme ahnen.
Dann war auch schon Pause.
Und der zweite Teil war - es hilft nichts - ein Schlachten und Toben. Das zartgrüne Lorbeerpflänzchen wurde mit händeringender Dramatik mit je einem Wut- und Verzweiflungsanfall untergepflügt, mit der Arie „Va, dal furor portata“ KV 21 sowie mit Rezitativ und Arie „Misero! O sogno - Aura, che intorno spiri“ KV 431.
Demonstriert wurde ein „Werkzugang“ angesichts dessen grenzenloser Hilflosigkeit man wirklich nicht mehr wusste, ob man den Sänger wegen der - nun wieder stark hörbar gewordenen - Stimmprobleme oder wegen des stilistischen Unverständnisses bedauern müsse. Da bleibt schon die Frage, wie sinnvoll es ist, einen Belcanto-Tenor - mit oder ohne Stimmproblemen - für ein Festival zu engagieren, das innerhalb weniger Tage mit Kalibern wie Quasthoff, Schäfer, Dasch, Jaroussky, Wessel in diesem Jahr zu einem wahren Sängerfest geworden ist.
Selbst die Wiener Philharmoniker unter Louis Langrée wirkten in KV 431 phrasenweise desorieniert. Umso wohltuender, nach diesem emotionalen Chaos, mit den zur Ordnung rufenden Eingangs-Akkorden in die Klarheit und Ordnung von Joseph Haydns „Salomon“-Symphonie D-Dur Hob. I:104 eintreten zu dürfen.
Auftakt zum dritten Philharmonikerkonzert der Mozartwoche war Mozarts dreisätzige Pariser-Symphonie KV 297, die in der Lesart der „Wiener“ unter Langrée vor allem mit ihrem energiegeladenen dabei überaus transparenten Allegro aufhorchen ließ.