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Verzweigter Ligeti, verzwickter Mozart

Von Horst Reischenböck

Nicht die Uraufführung der „Atmosphères“ 1961 machte György Ligeti weltweit „gesellschaftsfähig“, sondern Regisseur Stanley Kubrick: Er hat im Film „Odyssee 2000“ diese Klänge einem Massenpublikum untergejubelt. Was in Donaueschingen einst als „auskomponierter Widerspruch gegen die damals dominierende serielle Musik“ galt, ist heute „klassisches“ Gemeingut.

Selbst das Mozartwochen-Publikum lässt sich von acht Minuten Ligeti’schen „Ramifications“ nicht mehr irritieren. Gags, wie das Dirigieren von Luft wirken schon fast altmodisch. Robin Ticciati, in Salzburg kein Unbekannter mehr, durfte sich der Qualitäten der Streicher des Mozarteumorchesters bedienen, die mit den präzise umgesetzten Reibungen bildhafte Assoziationen weckten.

Von der Zeichengebung her engagierter, formte Ticciati nach der Pause György Kurtágs „Movement“ für Viola und Orchester aus 1953/54. Es gibt nur den einen Satz - Allegro molto moderato. „Movement“ ist, der Selbstkritik seines Urhebers wegen, nicht bis zum mehrsätzigen Konzert gewachsen, daher schwer programmierbar und selten zu hören. Dabei wäre das spontan wirkungsvolle gewichtige Opus durchaus Paul Hindemith oder William Walton zur Seite zu stellen. Bietet es doch, in der Nachfolge von Béla Bartók, grandios tiefgründig brodelnde Elemente und reizvoll kontrastierende gesangliche Einschübe. Wunderbares Material für einen Bratschisten wie Antoine Tamestit, der sich darin ebenso tonschön wie virtuos verströmte. Allgemein bedankt durfte er sich auch vom anwesenden Komponisten coram publico den Sanctus geben lassen.

Veronika Eberle schwang sich bejubelt durch Mozarts A-Dur-Violinkonzert KV 219, lotete zart die lyrischen Teile aus, ritt aber auch angriffig durch die dramatischen Episoden. Robert D. Levins Kadenzen wirkten schlüssiger, als seine oft etwas aufgesetzt dünkenden Eingänge, die schon vom Beginn her den steten Fluss aufbrachen. Robin Ticciati war ihr immerhin ein aufmerksam begleitender Sachwalter und kostete speziell die alla-turca-Episode im Rondo aus.

Die Forte-Akzente der Einleitung zur „Prager“-Sinfonie KV 504 kostete er harsch und ungeschönt akzentuiert aus. Herb und kantig nahm er die Durchführung und katapultierte sich und die seinen mit kontrollierter Hysterie ins Presto. Mehrere „Vorhänge“.

 

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