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Ein Winterkonzert wie ein Maienwind

Von Heidemarie Klabacher

Márta und György Kurtág werfen dagegen mit Noten - den Gebeinen ihrer Mutter, der Musik nämlich - und schaffen ebenfalls Neues. Wundersames.

Es begann wie ein Hausmusiknachmittag bei Kurtágs. Gebildete Laien - Dilettanten, hat man seinerzeit sagen dürfen, als die Menschen noch selber in die Tasten statt zur CD griffen - spielen für Kinder und Enkel, Nichten und Neffen. Sie „spielen“ und das im Wortsinn: „Játékok“, der legendäre Klavierzyklus „Spiele“, ist György Kurtágs unendliche Geschichte. Seit 1973 webt er da musikalische Gedanken, Studien zu pianistischen Techniken und persönliche Erinnerungen hinein. Ein Ende des Zyklus ist nicht zu befürchten.

„In memoriam András Mihály“ (dem auch die „12 Mikroludien“ op. 13 gewidmet sind) stand am Sonntag (24.1.) im Solitär auf dem Programm, oder „Flüchtige Gedanken über den Alberti Bass“. Dazu kamen auch diesmal Kurtág’sche Bach-Transkriptionen für Klavier und Klavier zu vier Händen.

Und unter den vier Händen der beiden Kurtágs verwandelte sich der zunächst scheinbar bewusst klavierstundenhaft bodenständig angeschlagene Ton des Pianinos in wahren Sphärenklang. Kein Zweifel war da mehr möglich: „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit“: Das bestätigte Márta und György Kurtágs Wiedergabe der Sonatina aus der Kantate „Actus Tragicus“ BWV 106 in der Kurtág-Bearbeitung.

Mit dem „Andante mit fünf Variationen“ G-Dur KV 501 - dem längsten Stück des Klavierteils - folgte eine ebenfalls vierhändig gespielte Zugabe, die der geistig-geistlichen Entrückung eine wieder etwas diesseitigere Heiterkeit folgen ließ. Ein Winterkonzert wie ein Maienwind war das.

Im ersten Teil des Konzertes spielte Hiromi Kikuchi die zwischen 2000 und 2004 entstandene „HiPartita für Violine solo“ op. 43 ebenfalls von György Kurtág. Elf Notenpulte braucht man dafür, wenn man nicht umblättern will. Vorbildlich wanderte die Geigerin vom ersten bis zum letzten Pult und wieder bis in die Mitte zurück. Aber außer Wegstrecke wurde nicht allzu viel zurückgelegt. Weder im Klang noch im Duktus gelang es der Geigerin, den großen Reiz dieser Folge formal streng konzipierter Tanzsätze zu vermitteln und das Publikum mitzureißen. Sei’s in die Tiefe der Strukturen, sei’s in die Klarheit der Klänge. Aber dafür sorgten ja dann Meisterin und Meister auf ihrem alten Pianino.

Bilder: ISM / Wolfgang Lienbacher

 

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