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Musikalische Heimatkunde

Von Reinhard Kriechbaum

Den Pianisten Christoph Declara zum Beispiel. Auf ihn ist heuer die Wahl gefallen. Es ist ja traditionellerweise so, dass im obligaten Orchesterkonzert-Beitrag der Universität Mozarteum zur Mozartwoche auch der Beste, die Beste (und manchmal sogar: die Besten) vorgestellt werden, die man im jeweiligen Studienjahr als Solisten vorzeigen kann.

Am Dienstag (26.1.) Nachmittag hat Declara also das Konzert in G-Dur KV 453 gespielt. Nicht eine Unsicherheit, perfekt vorstudiert, im Zusammenspiel durch nichts zu erschüttern. Note "Römisch-Eins", keine Frage. Aber ist auch nur einmal ein eigener Gedanke aufgeblitzt, fand sich irgendein Hinweis darauf, dass da eine eigenschöpferische Persönlichkeit herangewachsen sei? Christoph Declara ist bald 27 Jahre alt. Da ist der pianistische Karrierezug nicht bloß abgefahren, sondern schon lange außer Sicht- und Hörweite. Freilich: Declara kann eine ansehnliche Liste von Wettbewerbserfolgen, und auch eine ebenso lange Liste von Konzertauftritten da und dort vorweisen. Baccalaureus ist er schon, und derzeit Magisterstudent bei Pavel Gililov. Mit Dreißig ist er also sicherlich schon Magister des gehobenen Klavierspiels.

Das jährliche Konzert des Sinfonieorchesters der Universität "gehört" (auch das hat Tradition) dem Dirigenten-Ausbildner Dennis Russell Davies. Gut so. Oder doch nicht wirklich so gut? An der handwerklichen Vorbereitung mangelt es nicht (auch wenn dann im Andante-Satz von Mozarts Es-Dur-Symphonie KV 543 doch so manche Cello-Passage zerfranst daher kam und im Konzert zuvor die Hornisten zunehmend nervöser wurden). In den raschen Sätzen ist der hurtig-eloquent musizierende Dennis Russell Davies auch in seinem Element. Aber zaghaft sei schon daran erinnert, dass man sich beispielsweise an der Sommerakademie für ähnliche Aufgaben Peter Gülke holt - und der hätte nun pädagogisch und als Interpret zu Mozart wirklich etwas zu sagen.

Am Vorabend von Friedrich Guldas zehntem Todestag kam einem in den Sinn, was dieser an die Adresse der Musikstudenten gerichtet hat, nachdem ihm 1969 der Beethovenring zuerkannt worden war (den er später zurückgab): Er vermisste in der Ausbildung alle Anleitung zum Eigenschöpferischen, "stattdessen aber werdet ihr zu fügsamen Musikbeamten erzogen". Die akademische Ausbildung laufe darauf hinaus, dass "Euer musikalischer Blick nicht über die musikalische Heimatkunde hinaus zur musikalischen Geografie der Welt vorstößt".

Bei allem Respekt vor der Leistung des Sinfonieorchesters der Universität Mozarteum an diesem Dienstagnachmittag. Es war eine erfolgreich abgelegte Prüfung im Fach "Musikalische Heimatkunde". All die jungen Leute würden viel mehr profitieren, wenn sie eine Mozartwoche lang in allen Konzerten säßen und hörend erführen, wie Musik wirklich geht.

 

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