Aus den Falten geschüttelt

MOZARTWOCHE / GEFALTET

26/01/12 Bogen-Fechten statt Florett-Fechten. Geiger nimmt Tänzerin in den Schwitzkasten? Nicolas Altstaedt liegt unter seinem Cello begraben. Die Tänzer werden als Musiker „wahrgenommen“, die Musiker sind „Teil der Inszenierung“: Am Freitag (27.1.) wird mit „gefaltet“ - der Uraufführung des choreographischen Konzerts von Sasha Waltz - die Mozartwoche 2012 eröffnet.

Von Heidemarie Klabacher

altSie habe sich auf das Projekt eingelassen, weil es ein „offenes Projekt“ sei, sagte Sasha Waltz schon im Sommer bei einem „Werkstattgespräch“. Stephan Pauly habe ihr vollkommen freie Hand gelassen, das habe sie gereizt, so die Choreographin. Vor allem reizte sie "eine Auseinandersetzung mit Mozart in Bezug auf die Gegenwart, mit der Fragestellung: Wie können wir heute mit Mozart arbeiten?“

Herausgekommen ist die Zusammenarbeit mit dem Komponisten Marc Andre, der damit auch zum Composer in Residence bei der Mozartwoche wurde. Auf dem Papier gestanden sei aber bis zum Probenbeginn im Dezember noch sehr wenig: Musik und Bewegung seien in einem kreativen Prozess zwischen Choreographien und Komponisten, Musikern und Tänzern quasi „entwickelt“ worden.

altJa, auch die Musiker saßen im Fall von „gefaltet“ nicht vor fertig beschriebenen Notenblättern: „Ich will in jedem Fall versuchen, die Musiker als Menschen und Körper Teil der Inszenierung werden zu lassen und nicht nur sozusagen als Hülle oder Medium für die Musik erscheinen. Sie sind präsent und Teil der Choreographie – wahrscheinlich nicht die ganze Zeit, aber es wird auf jeden Fall Sequenzen geben, in denen sie in das Geschehen integriert sein werden. Außerdem soll die Musik zum Teil aus der Bewegung entstehen“, sagte Sasha Waltz im Gespräch mit Harald Hodeige für den Almanach der Mozartwoche.

„gefaltet“ sei Stück, in dem den Wechselwirkungen von klassischer und Neuer Musik, von Klang, Bewegung und Stille nachgegangen werden solle und stehe im Zeichen eines Dialogs zwischen den Tänzern und Musikern, aber auch im Zeichen des Dialogs zwischen der Musik Mozarts und der Musik von Marc Andre. Dazu der Komponist, der freilich „eine wie auch immer geartete Bearbeitung von Mozart-Werken nachdrücklich“ ablehnt: „Die Stücke, die wir von ihm verwenden, gehören zu seinen Meisterwerken, weshalb ich sie niemals bearbeiten oder gar 'rekomponieren' würde.“ Er habe nicht entschieden, welche Werkteile von Mozart verwendet würden, und der Choreographin auch die Freiheit gegeben, aus seinen eigenen Stücken „Teile auszuwählen“.

altOb die Choreographie, die Bewegungen sich je nach Mozart oder Andre ändern? „Natürlich verändert sich das Energieniveau, wenn wir mit Mozart arbeiten oder mit Andre. Aber dass ich beide Komponisten unterschiedlich behandeln würde, nehme ich nicht wahr“, so Sasha Waltz im Almanach-Beitrag.

Auf der Bühne seien neben den Tänzerinnen und Tänzern auch die vier Musiker als Teil der Inszenierung anwesend: Es spielen Carolin Widmann, Violine, Guy Ben-Ziony, Viola, Nicolas Altstaedt, Violoncello, und Alexander Lonquich, Klavier. „Alle vier sind große Virtuosen, die dieses Projekt als neue Herausforderung sehen.Ich glaube, die Musiker haben wirklich Spaß! Natürlich war es für sie ungewohnt, aber alle sind total motiviert, sich diese neue Möglichkeit zu erarbeiten.“

Von Mozart erklingen u.a. Teile aus dem Divertimento Es-Dur für Violine, Viola und Violoncello KV 563, der Gigue G-Dur für Klavier KV 574, der Sonate a-Moll für Klavier KV 310, der Sonate e-Moll für Klavier und Violine KV 304 oder dem Quartett g-Moll für Klavier, Violine, Viola und Violoncello KV 478.

Premiere von „gefaltet“ ist zur Eröffnung der Mozartwoche am Freitag (27.1.) um 19.30 im Landestheater, eine weitere Vorstellung ist am Sonntag (29.1.) um 15 Uhr. - www.mozarteum.at
Bilder: ISM/Bernd Uhlig