Maskenspiel und Tastentraum

MOZARTWOCHE / WIENER PHILHARMONIKER / FISCHER

02/02/12 Seit Claus Guths da Ponte-Opern denkt man in Salzburg bei Don Giovanni an Wald. Mozart hat1787 einen bejubelten Don Giovanni  in Prag geleitet und dort auch die Uraufführung der Symphonie D-Dur KV 504 dirigiert: Die mit Figaro- und Don Giovanni-Zitaten gespickte „Prager“ Symphonie stand auf dem Programm des dritten Mozartwochenkonzerts der "Wiener" unter Iván Fischer.

Von Heidemarie Klabacher

altEin Claus Guth’scher Drogentrip im Unterholz ist es unter der Leitung von Iván Fischer zwar nicht geworden. Aber schon nach den bedrohlichen Akkorden der Adagio-Einleitung sah man im dramaturgisch vielschichtigen Allegro die „Signore maschere“ auf Abwegen durch den Schlosspark huschen.

Immer wieder wird in der "Prager" Symphonie Ernst aus dem Spiel: Im Adagio etwa wird das gesangliche Hauptthema nach oft nur taktkurzem Aufblühen auch schon wieder gebrochen und abgetönt. Kontrapunktische Strenge fährt galanter Lieblichkeit immer wieder effektvoll in die Parade. Fischer hat diese emotionalen Wechselduschen präzise und wendig herausgearbeitet.

Die „Wiener“ waren diesmal spürbar bereit mitzuspielen (nach der lähmenden Performance beim ersten Mozartwochenkonzert unter Pierre Boulez war Wiedergutmachung fällig) - und haben mit Verve auf die vielfältigen Anregungen Fischers reagiert. Das Presto kam flott, aber keineswegs überhastet daher. Immer wieder wird das federnd-tänzerische Grundmotiv der Holzbläser vom Tutti-Aufruhr unterbrochen. Flöte, Oaltboe und Fagott schienen sich dadurch aber nicht stören zu lassen und quasi im Untergrund weiter zu „swingen“ - wodurch die Wiedergabe etwas von einem Tanz auf dem Vulkan bekam.

Ein heiterer, wenn auch deutlich konventioneller interpretierter Konzertauftakt war die Serenata notturna D-Dur KV 239 mit den Solisten Rainer Honek und Christoph Koncz (Soloviolinen), Tobias Lea (Soloviola) und Herbert Mayr (Solokontrabass).

Der Pianist Radu Lupu führte schließlich im Klavierkonzert B-Dur mit souveräner Ruhe den Dialog mit dem Orchester. Das introvertierte KV 595 ist ja kein „Virtuosenkonzert“, bei dem der Klavierpart über dem Orchester zu funkeln hat. Seine Tiefe kommt vielmehr im Verschmelzen von Klavier und Orchesterpart zur Wirkung: Radu Lupu und Iván Fischer haben gemeinsam einen geradezu kammermusikalischen Zugang gefunden, dem es aber weder an markanten Wegmarken mangelte (etwa im dritten Satz Allegro), noch (etwa im Larghetto) an Augenblicken wehmutsvoller Sehnsucht.

Bilder: ISM/Wolfgang Lienbacher