asdf
 

Matinee in Moll

MOZARTWOCHE / QUATUOR ÈBÈNE, UCHIDA

05/02/12 Gleichsam ein kammermusikalisches Gipfeltreffen ist es, wenn Mitsuko Uchida und das Quatuor Ébène miteinander musizieren. Mit einem Programm, welches schon vorausblickt ins nächste Jahr – Mozartwoche à la France.

Von Gottfried Franz Kasparek

altDie erste Konzerthälfte beherrschte allerdings das französische Edel-Quartett allein. Am Beginn stand natürlich Mozart. Das d-Moll-Streichquartett KV 421 ist unter der lyrischen Oberfläche ein zutiefst schmerzliches Stück Musik, voll unaufgelöster Trauer. Die vier Herren – die Geiger Pierre Colombet und Gabriel Le Magadure, der Bratscher Mathieu Herzog und der Cellist Raphaël Merlin – versanken dabei nicht in kühler Ästhetik, sondern boten empfindungsvolle Feinzeichnung, sich nicht scheuend vor mitunter schroffer gesetzten Kontrasten. Wie eine Utopie des Schönen erklang zwischen den wehmütigen Kantilenen das fröhliche Trio.

Claude Debussys Streichquartett ist ebenso ein Moll-Stück. Debussy hatte es gar nicht so gern, als Impressionist bezeichnet zu werden. „Musik soll die geheimnisvolle Übereinstimmung aufnehmen, die zwischen Natur und Vorstellung herrscht“, so sein eigentliches künstlerisches Credo. Das Quatuor Ébène entspricht dieser Forderung ideal. Natürlich, da leuchten die Farben der Impressionisten in allen Schattierungen, da bilden sich Inseln der Klänge – eben: geheimnisvoller Klänge. Doch da entsteht auch eine faszinierend schillernde Vielfalt der Themen und Rhythmen. Mathieu Herzogs samtener Bratschenklang muss besonders genannt werden; der Cellist wiederum sorgte diskret für die Pointen, die in Debussys Moll-Phantasien das allzu Dunkle immer wieder aufhellen.

altDas Klavierquintett von César Franck ist dagegen eine Moll-Symphonie und führt in eine andere Welt, in eine der hypertroph aufwallenden Romantik mit schwerem französischem Parfüm. So schön süffig kann Moll sein. Darüber sollte man Francks Experimente am Rande der Tonalität nicht überhören – kann man auch nicht, wenn die fabelhafte, weil stets nuancierten Tastendonner bereitende Mitsuko Uchida und das genussvoll den Rausch der Sinne auskostende Quartett den wohlig wabernden Klangfluss immer wieder mit den unerwarteten Akzenten versehen, die eben auch in der Partitur stehen.

Jubel nach allen drei Stücken. Ob’s eine Zugabe gab, kann der Rezensent ausnahmsweise nicht sagen – zwei Stunden voll großer Musik und mächtigem Sound sind oft einfach genug.

Bilder: ISM / Wolfgang Lienbacher

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014