asdf
 

Wechselbad der Klangmöglichkeiten

MOZARTWOCHE / MOZARTEUMORCHESTER / BOLTON

06/02/12 Der Titel „kar“ sei „eine Abkürzung, die Klangräume und Klangruinen bedeutet“  und betreffe „auch latent das Ritual der spirituellen Meditation vom Karfreitag“, erklärt der Komponist Mark Andre. Das Stück leitete am Sonntag (5.2.) das Schlusskonzert der Mozartwoche ein.

Von Elisabeth Aumiller

altDas Mozarteumorchester unter Ivor Bolton wird intensiv mit  Zupfen und Streichen beschäftigt, in vielfältigen vorgeschriebenen Bogendruck-Varianten. Rauschen und der Einsatz von Stimmgabeln und kleinen Funkgeräten kommt zur Entwicklung des filigran ziselierten Klangespinstes hinzu. Auf verschiedenen Holzteilen der Instrumentenkörper wird auch gestrichen bis sich schließlich der „Klang“ der Hörmöglichkeit entzieht. Dann agiert Bolton wie ein eifriger Stummfilmdirigent, was am Ende des Vortrags die Buh-Rufer anregt.

Kontrast pur folgt sogleich mit Malin Hartelius und der Rondo-Arie „Non piu di fiori“ aus Mozarts „La clemenza di Tito“ im Zwiegespräch mit dem obligaten Bassetthorn, das Ferdinand Steiner elegant mit der Singstimme in Balance setzt. Mit wohlklingendem Sopran formt Hartelius textdeutlich Vitellias  entsagungsvolles Schuldbekenntnis. Schmerzerfüllt gedenkt Vitellia ihrer Liebe zu Sextus, die sie so rachsüchtig aufs Spiel setzte. Mit schlanker Stimmführung steigt Hartelius’ Sopran in die Tiefen der Soprangrenzregion hinab und gibt im Gegenzug den Höhen blühendes Strahlen. Mit intensiver Verve und nuancenreichem Ausdruck bis in fein gesponnene Piani lotet  Hartelius Vitellias  emotionale Gefühlsschwankungen aus.

Bei einem weiteren Arienjuwel punktet die Sängerin mit klangfeiner Gestaltungsgabe und technischer Fertigkeit.  Bei der Uraufführung der Konzertarie „Ch’io mi scordi di te - Non temer amato bene“ spielte Mozart selber den Klavierpart. Hier nun Dénes Várjon der Pianist, der farbenreich und empfindsam mitgestaltet.

Wechsel in der Musiksprache bringen Anton Weberns „Fünf Stücke für Orchester op.10. Feine Klänge sind es, den Bezeichnungen entsprechend sehr ruhig, langsam, zart bewegt gehalten. Die kurzen Stücke, fast wie Fragmente klingend, erfahren in ihren Klangschichtungen aufleuchtende Farbtupfer von Celesta und  Schlagzeug.  Kuhglocken und Glockenspiel klingen auf und Harmonium Gitarre und Mandoline mischen ebenfalls in der reduzierten Orchesterbesetzung  mit.

Das Wechselbad schwappt dann zu Mozarts Linzer Symphonie C-Dur KV 425 über. Hier kostet Bolton mit dem Orchester so recht die Möglichkeit zur Klangentfaltung aus. Frisch,  musikantisch und ungekünstelt lässt er musizieren. Griffig und klar strukturiert setzt er markante Akzente. Vital pulsierend kommt die Lust am Klang zu ihrem Recht. Zügig und  dabei doch  im Tempo kontrolliert läuft das Finalpresto erfrischend über das Podium.

Nach(t)stücke schließen sich nach einer zweiten Pause bei sichtlich gelichtetem Auditorium an. In György Kurtágs „Ligatura-Message to Frances-Marie (The Answered Unsanswered Question) op.31 b zeichnen Florian Simma und Margit Tomasi  eindringliche Celloverflechtungen  in Korrespondenz mit den von der Empore sekundierenden Violinklängen von Markus Tomasi und Carsten Neumann, aufgehellt von  ein paar Celestablitzen, die Bolton beisteuert. Attacca schließt sich „Mozarts Abendempfindung an Laura“ KV 523 an. Malin Hartelius macht den sanften Silberschein der Abschiedsstimmung an das Leben zu einer feinsinnigen Perle des Liedgesangs. Ivor Bolton am Flügel lässt die feingliedrigen Akkordbrechungen energisch schwungvoll auftönen, fast ein wenig zu tageslichtenergisch. Dennoch: ein feineres Nachtstück und Ende der Mozartwoche lässt sich schwerlich denken.

Bild: dpk-Aumiller

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014