asdf
 

Die erste Symphonie – von Richard Wagner!

MOZARTWOCHE / LES MUSICIENS DU LOUVRE GRENOBLE / MINKOWSKI

28/01/13 „Heute ist der Geburtstag von Mozart und wir feiern mit dem Geist von Wagner“, sagte Marc Minkowski gestern Sonntag (27.1.) zum Publikum im Großen Saal. „Don Giovanni war eine Lieblingsoper von Wagner. Vielleicht war ja Leporello der Großvater von Alberich, vielleicht Donna Anna eine Ahne von Brünhilde.“

Von Heidemarie Klabacher

Nicht undenkbar diese Verwandtschaft – zumindest dann, wenn die Don Giovanni-Ouvertüre so wild-dramatisch daherkommt, wie unter Marc Minkowski: Da steht der Komtur schon mit dem ersten Akkord auf der Matte. Der Mozartverehrer Richard Wagner hat jedenfalls diese Mozart-Oper besonders geliebt, erzählte Minkowski, deshalb habe er eine Arienauswahl ins Programm genommen. Die Sopranistin Olga Peretyatko und der Bassbariton Christian Helmer haben ihr Publikum im Handstreich erobert: Ohne Maske und Kostüm schafften es die beiden Sänger mit darstellerischer und sängerischer Präsenz binnen Augenblicken die Atmosphäre der Oper auf der Bühne des Großens Saals spürbar werden zu lassen.

Besonders gespannt war man an diesem Abend freilich auf die "Erste" Wagner. Richard Wagner habe mit 18, 19 Jahren seine erste und letzte Symphonie geschrieben, 1833 im Leipziger Gewandhaus uraufgeführt und dann verstauben lassen. Bis er sie 1882 in Venedig ausgegraben und leicht überarbeitet für Cosima noch einmal aufgeführt hat: „Das Letzte, was er dirigiert hat“, erzählte Marc Minkowski, bevor er selber Richard Wagners Symphonie C-Dur WWW 29 in der Fassung von 1882 zur Aufführung brachte. Und zu was für einer!

Dieses Werk habe „viele Väter“, hat Minkowski erklärt, „Mozart, Schubert, Mahler und vielleicht noch ein paar andere.“ Vor allem Beethoven! Nach den säulenstarren Einleitungsakkorden zum ersten Satz brandeten Emotionswogen zwischen „Mein Engel Leonore“ und „Oh welch ein Dunkel hier“ über die staunende Zuhörerschaft hinweg. Schwerblütig und hoch emotional ist das beinahe konduktartige Andante, dessen großen Bogen Wagner noch bei der Wiederaufführung des Jugendwerks ein Jahr vor seinem Tod eine „wirkliche Melodie“ genannt hat. Alsbald bricht mit einem mächtigen Bläsercluster eine andere Welt auf, ein wild stampfender Totentanz zieht vorbei – und der Fafner-Wurm liegt auch schon in seiner Neidhöhl’ und grummelt grantig mit dem tiefem Blech.

Der großformatige dritte Satz, Allegro assai, ist Rhythmus pur: Er wurde von Marc Minkowski und Les Musicien du Louvre Grenoble wild und mitreißend – und doch in allen instrumentalen Farbnuancen fein differenziert - musiziert. Das Finale, Allegro molto e vivace, ist ebenfalls ein fetziger Galopp, unterbrochen von kammermusikalischen Intermezzi, die freilich jedes Mal von der Wilden Jagd mitgerissen werden. Eine Wiedergabe die pures Vergnügen bereitet hat, dem Publikum und sichtlich auch den Ausführenden. Nur ein Jugendlicher, der sich noch zum Genie auswachsen würde, kann so etwas geschrieben haben. Ein Vergnügen, diesen „Solitär“ einmal gehört zu haben.

Ebenfalls interessant zu hören, aber nicht annähernd so unterhaltsam, war die Ouvertüre zu Glucks Oper „Iphigénie en Aulide“ in der Bearbeitung und mit dem Konzertschluss von Richard Wagner WWW 87. Wagner hat – kurz gesagt – Gluck „eingedickt“. Aufregender war eine Zugabe, die laut Minkowski auch Wagner „viel gespielt“ habe: der erste Satz der g-Moll Symphonie KV 550. Ein mitreißender Kehraus.

Hörfunkübertragung am Dienstag 29.1., 10.05 Uhr, Ö1
Bilder: SM/Wolfgang Lienbacher


 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014