Original und Arrangement

MOZARTWOCHE / LES VENTS FRANÇAIS

29/01/13 Nach einem vollgepackten Musikwochenende ist eine Matinee kein Publikumsmagnet. Am Montag (28.1.) gähnten jedenfalls etliche leere Plätze im Parterre. Schade für das Ensemble Les Vents Français, das sich einen vollbesetzten Großen Saal  verdient hätte.

Von Horst Reischenböck

„Frankreich grüßt Mozart!“ Dieses Motto hatte sich das Sextett, das bereits vor sechs Jahren zu Gast war, auf die Fahnen geheftet - wohl analog zum Gesamtkonzept von Marc Minkowski: Die Herren von Les Vents Français haben ihre Werkfolge um Maurice Ravel herum gruppiert, dessen Musik dieses Jahr Bestandteil mehrerer Mozartwochen-Konzerte ist. Ravel freilich hat kein Werk für größere Bläserbesetzung geschrieben. Also erklang sein berühmtes „Le Tombeau de Couperin“ in einer Adaption des Amerikaners Mason Jones (lange Jahre Solohornist im Philadelphia Orchestra): Eine Fassung ganz im Geiste des Urhebers gestaltet und musiziert, klanglich Ravels großartiger Orchestrierungskunst gerecht werdend.

Zur "Umrahmung" des Programms wurde sein jüngerer Kollege Francis Poulenc bemüht. Vorerst mit dessen frühem Trio op. 43: drei witzigen Sätzen, entsprechend dem frühren Standard, Bläserkammermusik leichtgewichtiger als Streicherkammermusik einzustufen. Der Oboist François Leleux und der Fagottis Gilbert Audin warfen einander keck die Themen zu, vom Pianisten und Ensemble-Gründer Eric le Sage mit Esprit unterstützt.

Emmanuel Pahud, bekannt von seiner langjährigen Tätigkeit als erster Flötist der Münchner und später der Berliner Philharmoniker, bedauerte offenbar, dass Wolfgang Amadé Mozart keine Sonate für sein Instrument geschrieben hat. (Von der herumspukenden Ansicht, Mozart habe sich nicht für die Flöte erwärmen können, darf man sich verabschieden: Seine diesbezügliche Aussage war wohl nur die Ausrede eines Hals über Kopf in eine 16jährige Sängerin Verliebten, der nur ungern Kompositionsaufträgen nachkam.) Emamanuel Pahud hat der Sache jedenfalls abgeholfen und die Sonate C-Dur KV 296 für Klavier und Violine einfach für Flöte bearbeitet, ganz im Geiste des Genius loci. Eine Bereicherung.

Mit dem Quintett Es-Dur für Klavier, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott KV 452 hat Mozart ein singuläres Meisterwerk hinterlassen, das auch Ludwig van Beethoven mit seinem bislang alleinigen Gegenstück nicht zu übertreffen vermochte. Zu Francois Leleux (Oboe), Gilbert Audin (Fagott) und Eric le Sage (Klavier) traten für dieses Meisterwerk der Klarinettist Paul Meyer und der Hornist Radovan Vlatkovic: Oboe und Horn wichen von vielleicht gewohnten „Wiener Tönen“ ein wenig ab. In Summe musizierte man in perfekt französisch bestimmtem Einklang miteinander. - Ein echter Hörgenuss, dem mit dem Sextett op. 100 von Poulenc noch eins draufgesetzt wurde: begeisternd virtuos, witzig, voller Esprit, einhelligen Jubel provozierend. Man bedankte sich dafür mit Albert Roussels „Divertissement“

Bilder: ISM/Wolfgang Lienbacher