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Das pure Cello-Glück zur Morgenstunde

MOZARTWOCHE / CAMERATA / LOUIS LANGRÉE, SOL GABETTA

04/02/13 Sonntagsmorgenmüde Gähner hatten keinen Platz, flüchtige Drüberhörer wären auch falsch am Platz gewesen: Das zweite Mozartwochen-Konzert der Camerata unter Louis Langrée am Sonntag (3.1.) Vormittag im Großen Saal des Mozarteums.

Von Christiane Keckeis

Kernig, präzis und mit Energie starten die Streicher in die Bühnenmusik Bizets zu  L´Arlésienne: Jede Phrase hat Leben in sich und gehört entsprechend gestaltet. Diese Einstellung verbindet den Dirigenten und das Orchester, und das Ergebnis ist entsprechend:  seien es wunderbar abgemischte Holzbläser-Chöre oder brillante kraftvolle Geigenpassagen im Wechsel mit sensibelster Pianissimo-Spannung, seien es  die durchgehend hervorragenden solistischen Motive oder das homogene Ineinandergreifen der Stimmen, sei es die traumhafte Intonation der Streichquartetteinlagen oder der kraftvoll treibende Rhythmus mit allen Facetten dynamischer Steigerung.

Auch Sol Gabetta, die argentische Ausnahmecellistin, lebt in Musik. Da blitzen ihre Augen, im fast erotischen Dialog Spiel mit dem Orchestergegenüber. Technische Schwierigkeiten sind sowieso kein Thema. Da dürfen getrost zwei Cellokonzerte nacheinander kommen. Wenn eine solche Musikerin auf ein Orchester trifft, das Musik ähnlich versteht, stellen sich Glücksmomente ein.

Die Camerata beginnt Leopold Hoffmanns Cellokonzert hellwach, an barocker Farbgebung und Dynamik orientiert und bietet der Solistin damit eine sensible Unterlage und Weiterführung für die Seidenfäden, die sie mit ihrem fragilen, oft fast versunkenen, doch stets präsenten Ton spinnt: ein Luftgeist, der doch unvermittels wieder in die Kraft kommt, jedoch immer intim, nie aufdringlich, mit virtuosem Aufbäumen, grandiosen Verzierungen, springendem Bogen, Trillern, die im Nichts münden – nicht manieriert, aber empfindsam.

Saint-Saens  erstes Cellokonzert wird in Gabettas Interpretation zu purer Emotion, die Camerata lässt ihr jeden Raum und auch die Zeit, alles zu entwickeln und zu spüren, das Orchester spürt mit, ein wundersames organisches Miteinander entsteht, das zum Versinken in Musik einlädt. Selbst virtuose Passagen unterstehen dem Ausdruck, das ist ergreifend, berührend und zweifellos ein Höhepunkt.

Jubelstürme für die Cellistin und Orchester werden mit einer Zugabe belohnt, die zugleich eine schöne Geste beinhaltet: Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der Cellogruppe lässt Gabetta die traurige Schönheit von Casals „Gesang der Vögel“ entstehen.

Eigentlich wäre es ja nun genug gewesen: Kann man nach dieser Intensität noch irgendetwas spielen, das nur ansatzweise zu fesseln vermag? Die Camerata kann und Louis Langrée lässt seine Musiker keine Sekunde verschnaufen, Energie ohne Ende: Prachtvoll herrlich im Klang, facettenreich ausgestaltet, durchsichtig und mit sicht- wie hörbarer Freude erklingt das obligate Mozart-Werk des Konzerts: die Haffner-Symphonie, ohne jeden Routinestaub. Spannung auch im Auditorium bis zur letzten Minute.

Bilder: ISM / Wolfgang Lienbacher

 

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