Fixpunkt für musikalische Fixpunkte

MOZARTWOCHE / UNIVERSTITÄT MOZARTEUM

23/01/14 Ein Auftritt des Sinfonieorchesters der Universität Mozarteum ist ein Fixpunkt im Programm der Mozartwoche. Heuer ist es das dritte Konzert des Festivals, das am Freitag (24.1.) von den jungen Leuten bestritten wird - unter der Leitung von Cornelius Meister, dem Chefdirigenten des RSO Wien. Beim Wiederholungskonzert am Samstag (25.1.) dirigieren Studenten der Dirigierklasse Hans Graf.

Von Heidemarie Klabacher

448Cornelius Meister, 1980 in Hannover geboren, studierte Klavier und Dirigieren in seiner Heimatstadt – und an der Universität Mozarteum Salzburg, die ihn nun eingeladen hat, das Konzert ihres Sinfonieorchesters im Rahmen der Mozartwoche zu leiten. Von 2005 bis 2012 war Cornelius Meister Generalmusikdirektor in Heidelberg, wo er durch seine Konzertprogramme und die Musikvermittlungsarbeit für Kinder und Jugendliche Aufsehen erregte. Seit 2010 ist er Chefdirigent und Künstlerischer Leiter des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien. Cornelius Meister leitet Abonnementkonzerte im Wiener Musikerverein, ist zu Gast in der Berliner Philharmonie oder bei den Salzburger Festspielen (im August 2013 mit „seinem“ Orchester in der Felsenreitschule mit Smetana, Birtwistle und Mahler) und gastiert mit namhaften Orchestern in Europa und Übersee. Als Operndirigent debütierte Cornelius Meister mit nur 21 Jahren an der hamburgischen Staatsoper und ist seither auch als Operndirigent international anerkannt.

Eine Opernouvertüre eröffnet denn auch das Konzert bei der Mozartwoche: Mozart hat die Ouvertüre zu „La Nozze di Figaro“ wahrscheinlich erst zwei Tage vor der Uraufführung am 1. Mai 1786 in Wien geschrieben. Im Kopf scheint er das Stück freilich längst fertig gehabt und dann, als es langsam Zeit wurde, in einem einzigen großen Zug aufs Papier geworfen zu haben.

449Ein Wurf eben, der die Atmosphäre der ganzen Oper vermittelt – auch wenn die Oper nachher nicht folgt. Im Konzert des Sinfonieorchesters der Universität Mozarteum folgt vielmehr Arvo Pärts „Tabula rasa“, das Doppelkonzert für Violine, Viola, Streichorchester und präpariertes Klavier aus dem Jahr 1977. Solistinnen sind Liv Migdal, Violine, und Andrea Burger, Viola.

„Pärt sieht sich selbst nicht als Schöpfer, sondern als Diener einer höheren Instanz. Er spricht von ‚Gehorsam’, ‚Entsagung vom eigenen Willen’ und nimmt sich während des Kompositionsprozesses ganz zurück, um der ‚Wahrheit des Herr’ möglichst nahe zu kommen“. Das schreibt Jürgen Ostmann im Almanach über den estnischen Komponisten, der neben Mozart und Gluck heuer im Zentrum der Mozartwoche steht. Hier findet sich auch eine besonders treffende knappe biographische Skizze zu Leben und Werk Arvo Pärts: „1935 im estnischen Paide geboren, arbeitete Pärt von 1958 bis 1967 beim estnischen Rundfunk als Ronregisseur. Dabei hatte er auch Zugang zu westlicher avantgardistischer Musik, die in der Sowjetunion verpönt oder verboten war. Pärt schrieb zeitweise in einem neoklassizistischen

445Stil, dann auch Zwölftonmusik, serielle Kompositionen wie etwa das Orchesterwerk Nekrolog. Diesen Weg empfand er jedoch bald als Sackgasse, aus der er sich durch Collagen, durch das Zitieren anderer Komponisten zu befreien suchte. Den Endpunkt der frühen Entwicklung markiert das bach-nahe Stück Credo von 1968. Danach erkannte Pärt: ‚Es hat keinen Sinn mehr, Musik zu schreiben, wenn man fast nur noch zitiert. Und dann habe ich Schluss gemacht. Das hat ziemlich lange gedauert: einige Jahre! Ich habe einfach nichts mehr zu sagen gehabt’.“ Soweit Jürgen Ostmann im Almanach der Mozartwoche. In dieser Zeit des kompositorischen Schweigens studierte Pärt etwa den Gregorianischen Choral oder die Musik der russich-orthodoxen Kirche und der frühen Niederländer. Zu den ersten Werken nach der Schaffenskrise gehören das (gerade wundersame) kleine Klavierstück Für Alina aus 1976 oder eben das Doppelkonzert Tabula rasa aus 1977, eines der meistgespielten Werke Arvo Pärts.

Am Ende des Konzerts des Sinfonieorchesters der Universität Mozarteum steht Mozarts Symphonie d-Dur KV 297 „Pariser“.

Sinfonieorchester der Universität Mozarteum
Konzert mit Cornelius Meister im Rahmen der Mozartwoche: Freitag (24.1.) 15 Uhr, Großer Saal, Stiftung Mozarteum, Schwarzstraße 28
Wiederholungskonzert mit Dirigier-Studierenden von Hans Graf: Samstag (25.1.) 17 Uhr, Großes Studio, Universität Mozarteum, Mirabellplatz 1 -
Mozartwoche 2014 - 23. Jänner bis 2. Februar - www.mozarteum.at
Bilder: Universität Mozarteum (2); ISM (1)