Auf einen Atem

MOZARTWOCHE / CAPPELLA ANDREA BARCA / ANDRAS SCHIFF

24/01/14 „Mozart 1784“ ist der bündige Titel über den drei Konzerten, die András Schiff und seine „Cappella Andrea Barca“ heuer bei der Mozartwoche geben. In diesem Jahr 1784 schuf Mozart nicht weniger als elf Werke, in denen er dem Klavier jeweils eine gewichtige Stimme verliehen hat. Der Auftakt heute Freitag (24.1.) mit den drei Klavierkonzerten KV 449 bis 451 war eine Sternstunde feinsten und packendsten Musikantentums.

Von Heidemarie Klabacher

075Elf Werke schuf Mozart im Jahr 1784: sechs Solokonzerte, ein Quintett, eine Duo-Sonate, eine Sonate, einen Variationenzyklus und ein Streichquartett. Alle diese Meisterwerke aus einem einzigen Jahr spielen András Schiff, die Cappella Andrea Barca und einzelne Mitglieder des Orchesters als Kammermusiker in drei Konzerten am ersten Wochenende der Mozartwoche 2014.

Am Beginn dieses „1784er-Zyklus“ standen also die Klavierkonzerte KV 449 bis 451. Es ist wohl mehr als nur ein gelehrtes Detail für Experten oder ein Apercu für Connaisseure, dass Mozart just das Konzert für Klavier und Orchester Es-Dur KV 449 am 9. Februar 1784 als erste Komposition in das in jener Zeit begonnene „Verzeichnüss aller meiner Werke“ eingetragen hat. Mozart selber hat KV 449 bei einer „Akademie“ uraufgeführt - genau wie im Wochenabstand die Folgekonzerte KV 450 in B-Dur und KV 451 in D-Dur.

Zu welch amalgamhafter Verschmelzung in Klang und Phrasierung, zu welch natürlicher Selbstverständlichkeit im Musizieren auf einen einzigen gemeinsamen Atem András Schiff und seine Cappella Andrea Barca es mit den Jahren gebracht haben – das machte im Großen Saal des Mozarteums einmal mehr staunen, ja glücklich.

Welch strahlende Heiterkeit als Grundhaltung des Musizierens sprach da – exemplarisch herausgegriffen – aus dem Allegro des B-Dur Konzertes KV 450: eine gelöste, nur in einem langen Musikerleben zu erringende Heiterkeit, auf deren Substanz nachdenkliche Momente sich ebenso entwickeln können, wie übermütige tänzerische Leichtigkeit. Staunen machte – bei durchaus kraftvollem keineswegs zurückhaltendem Gesamtklang – die Transparenz, die immer wieder auch einzelnen kostbaren Linien etwa der Holzbläser Licht und Raum gab.

András Schiff spielte (und spielt auch die beiden folgenden Konzerte) auf einem Flügel von C. Bechstein aus dem Jahre 1921. Das ist jener Flügel, auf dem Wilhelm Backhaus zahlreiche Schallplatten eingespielt und Konzerte gegeben hat. Der kräftige, samtige und doch eine Spur verhaltene Klang dieses Instrumentes trug viel zur besonderen Atmosphäre dieses Konzerts bei. 

András Schiff als Solist und musikalischer Leiter scheint kaum mehr zu „dirigieren“, das Kollektiv ist ohnehin perfekt aufeinander eingespielt. Vielmehr scheint seine nie nachlassende Aufmerksamkeit sich der ständigen Präsenz jedes und jeder Einzelnen im Orchester in jedem Augenblick zu versichern. Aus dieser gemeinsamen Konzentration speist sich jene Intensität, die auch noch dem Verströmen des Klangs in einem feinen Pianissimo Intensität und Kraft verleiht. Und genau diesem über Jahre gewachsenen Vertrauen im musikantischen Miteinander verdanken auch die grandiosen Übergänge von den Kadenzen zurück ins Tutt Präzision und Verve, wie sie von Solist und Orchester immer auch mit einem Augenzwinkern auf den Punkt gebracht werden.

Augenzwinkern – das fällt einem zu den ebenso fröhlich tänzelnden wie präzise gespielten Allegro-Sätzen ein. „Mozart’sche Heiterkeit“ - das ist nicht selten ein ein wenig inhaltsleeres Schlagwort. An diesem Vormittag wurde es Ereignis.

Die weiteren Konzerte mit András Schiff und der Cappella Andrea Barca „Mozart 1784“ folgen morgen Samstag (25.1.) und übermorgen Sonntag (26.1.) jeweils um 11 Uhr im Großen Saal des Mozarteums - www.mozarteum.at
Bild: ISM / Birgitta Kowksi