Selige Geister, Furien, Sopran und Tenöre

MOZARTWOCHE / MINKOWSKI / VILLAZÓN

27/01/14 Les Musiciens du Louvre Grenoble unter Marc Minkowski mit Chiara Skerath, Julien Behr und  und Rolando Villazón: Was der Wiener Fassung von „Orfeo ed Euridice“ fehlt, und noch manch andere Pretiosen.

Von Elisabeth Aumiller

084Mozart und Gluck regierten den Sonntagabend (26.1.) im Haus für Mozart. Glucks „Ballet des ombres heureuses“ und „Danse des Furies“ aus der Pariser Fassung von „Orphée et Eurydice“ , die beiden in der Wiener Fassung fehlenden  Stücke, durften die Zuhörer nun in vollen Zügen genießen. Wunderbar das Flötensolo von Florian Cousin zusammen mit der balsamischen Heiterkeit der „ombres heureuses“ : „Les Musiciens du Louvre Grenoble“, verstärkt durch ein paar Mozarteumorchester-Musiker, zelebrierten die ätherische Weise mit  Finesse und Zauberklang. Und im Gegensatz dazu war dann am Ende die Hölle los beim rasanten „Furientanz“: prachtvoll, in wilder Ausgelassenheit, energisch aufgeladen und in praller Dynamik machten die Musiker das klingende Inferno  lebendig.

Begonnen hatte der Abend eher lieblich mit der Mozart-Ouvertüre aus „Il re pastore“ KV208. Marc Minkowski machte aus jedem Stück eine Besonderheit voller Elan und  nerviger Spannung. So war Mozarts  Zwischenaktmusik Nr.1 aus 084„Thamos von Ägypten“ KV 345 eine reizvolle Rarität, die  sich eher selten in den Programmen findet. Transparent und in wiegender Bewegung musiziert, realisierten die Musiker ein ansprechendes Klanggefüge.

Eingängige Motivik und kammermusikalische Feinheit zeichnete die A-Dur – Symphonie KV 201 aus. Lyrisch gehalten, mit   überraschenden Bläsereffekten untermischt, bewegte sich die ausgewogene Klanglichkeit vorwiegend in weich fließender Zärtlichkeit.

Auf der vokalen Seite glänzten Rolando Villazón und die für die erkrankte Sonya Yoncheva eingesprungene junge Sopranistin Chiara Skerath sowie der junge Tenor Julien Behr. Villazón führte von Mozart die Don Ottavio Arie „Il mio tesoro“ aus Don Giovanni und die Tenor-Arie Misero! Sogno!“ KV 431 im Gepäck sowie von Gluck die Arie des Pylade aus „Iphigénie en Tauride“. Villazóns Timbre ist bekanntlich nicht das, was man hierzulande unter einem Mozarttenor versteht, aber er hat Mozart und Gluck so gut an seine Stimme adaptiert, dass er sich offensichtlich wohl fühlt damit und die Zuhörer auch. Gewiss tangiert er085 in der Höhe seine Grenzen, was Leichtigkeit und Strahlkraft betrifft, aber er phrasiert exzellent und bleibt stets  im Fluss auf bewundernswert langen Atembögen. Zudem bringt er sich immer mit vollem Einsatz ein, gestaltet voll intensiver  Expressivität und wortgerechtem Ausdruck. Dass er überdies nach wie vor Charisma hat, bezeugen seine zahlreichen Fans und der warme Applausregen, der ihn motivierte, als Zugabe „Il mio tesoro“ zu wiederholen.

Interessante Bekanntschaft konnten die Zuhörer mit Introduktion, Rezitativ und Duett  aus Glucks „Armide“ machen. Die leidenschaftlich emotionale Szene hatte in Chiara Skerath, die im vergangenen Sommer beim Young Singers Projekt mitgewirkte, und in Julien Behr  überzeugende Interpreten. Beide erfreuten mit  frischen, gut geführten Stimmen voller Leuchtkraft und mit ansprechendem Auftreten. Mit einer bezaubernden Rosenarie aus „Le nozze di Figaro“, empfindsam im Ausdruck und in makelloser technischer Souveränität,  empfahl  sich die Sopranistin als viel versprechende Nachwuchsbegabung.

Bilder: dpk-E.Aumiller