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Weltenbrand durch musikalischen Funkenflug

MOZARTWOCHE / SCOTTISH CHAMBER ORCHESTRA / TICCIATI

03/02/14 Beethoven war nicht wirklich ein Thema, bei der am Sonntag zu Ende gegangen Mozartwoche 2014. Dennoch hat es ein strahlendes energiegeladenes Beethoven-Ereignis gegeben – zu danken dem Scottisch Camber Orchestra unter der Leitung von Robin Ticciati.

Von Heidemarie Klabacher

467Es war eine „Fünfte“ Beethoven. Nicht wirklich originell und in dieser Mozartwoche auch nicht wirklich schlüssig als Programmpunkt - aber ein Elementarereignis! Eine Supernova energiegeladenen Musikantentums, in dem jede Phrase, schier jede einzelne Note als eine kleine Explosion zu bersten schien.

Auch die Mozartwoche hat ja ihre „Gastorchester“. Das Scottisch Camber Orchestra unter der Leitung von Robin Ticciati hat ein ganz ähnliches Programm – Strauss, Mozart, Beethoven – zwei Tage vorher im Wiener Musikverein präsentiert. Der Solist Paul Lewis hat bei der Mozartwoche statt KV 414 das Klavierkonzert C-Dur KV 503 gespielt und – als Reverenz vor dem Composer in Residence – stand im Großen Saal des Mozarteum Arvo Pärts „Cantus in Memory of Benjamin Britten“ für Streichorchester und eine Glocke auf dem Programm.

Pärt wird wegfallen, Mozart wird durch Chopin ersetzt werden – aber Beethoven „Fünf“ wird wieder explodieren, wenn die Schotten am Donnerstag (6.2.) und am Freitag (7.2.) in Edinburg und Glasgow aufspielen werden. Auch auf der großen Japantournee zwischen Nagoya und Honkong wird die Symphonie Nr. 5 c-Moll op. 67 erklingen. Weltenbrand durch musikalischen Funkenflug ist zu erwarten. Endlich mal was Positives auf CNN?

466Jedenfalls hat man einen Energie geladeneren, in Phrasierung, Agogik und Dynamik beredteren - und dabei im Detail präziseren - Beethoven seit Jahren nicht gehört. Genau genommen, seit Parvo Järvis und der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen legendärem Beethovenzyklus bei den Festspielen.

Robin Ticciati, seit fünf Jahren Chefdirigent des Scottisch Chamber Orchestra, seit Jahresbeginn  Musikdirektor in Glyndebourne und ein „Schüler“ von Sir Simon Rattle ist als Klangredner aber auch ein überaus beredter Mozart-Interpret. Im Dialog mit dem Solisten Paul Lewis im Klavierkonzert C-Dur KV 503  entwickelte sich ein ebenso spannungs- und kraftvoller, wie feinsinniger und musikantischer Dialog.

Richard Strauss’ Vorspiel aus der Oper Capriccio op. 85 in der Fassung für Streichorchester ging auch in der Lesart Ticciatis einfach nur schmerzfrei vorüber. Den getragenen, auf einem abwärts steigenden Motiv basierenden „Cantus in Memory of Benjamin Britten“ hätte man in einem da-capo dagegen sehr gerne noch einmal erlebt: klangsinnlich und elegant ließ Robin Ticciati die Streicher das sich kontrapunktisch verstrickende und allmähglich zu größter Ruhe findende Motiv auskosten und verklingen.

Bilder: ISM/Wolfgang Lienbacher

 

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