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Alle wollten nur ihr Bestes…

MOZARTWOCHE / ALFONSO UND ESTRELLA

19/01/15 Die Opernrarität „Alfonso und Estrella“ von Franz Schubert aus 1821/22 steht in einer konzertanten Aufführung im Haus für Mozart bei der Mozartwoche auf dem Programm. Mojca Erdmann und Toby Spence sind eine Starbesetzung für die Titelrollen. Es spielt das Mozarteumorchester unter der Leitung von Antonello Manacorda.

Von Heidemarie Klabacher

„Im Herbst 1821 zogen sich die Freunde Franz von Schober und Franz Schubert ins Schloss Ochsenburg nahe Sankt Pölten zurück, um dort in engster Zusammenarbeit eine Oper zu schreiben…“ Die Werkeinführung im Almanach beginnt wie ein Märchen. Und es schien tatsächlich idyllisch gewesen zu sein: „Schubert hat fast 2 Akte, ich bin im letzten. […] es ist wunderbar, wie reich und blühend er wieder Gedanken hingegossen hat. Abends referierten wir immer einander, was des Tages geschehen war, ließen uns dann Bier holen, rauchten unsere Pfeife und lasen dazu…“

Ganz so idyllisch ist es mit „Alfonso und Estrella“ dann nicht weitergegangen: Die Hofoper in Wien, die Opernhäuser in Dresden, Berlin und Graz haben keineswegs auf dieses Werk gewartet und „erst lange nach seinem Tod fand im Juni 1854 in Weimar unter der Leitung von Franz Liszt die Uraufführung statt“, schreibt Helga Lühning im Almanach der Mozartwoche 2015. Und selbst für Liszt sei die Aufführung eher „ein Act der Pietät“, „die Erledigung einer

Ehrenschuld“ als ein künstlerisches Anliegen gewesen.

Franz Liszt hat die musikalische Qualität des Werks gelobt, meinte jedoch „der Mangel an scenischer Erfahrung und dramatischer Auffassung wird jeden Augenblick bemerklich und die musikalische Wirkung ist an keiner Stelle mächtig genug, um etwa durch symphonische Vorzüge die Mängel zu vergüten“. Liszt hat das Stück „heftig“ bearbeitet, die halbe Musik gestrichen, neue Einleitungen und Übergänge – und damit natürlich nichts besser gemacht. Weitere Bearbeiter meinten die Oper „quasi vor sich selbst schützen“ zu müssen. „Die erste szenische Aufführung der Originalfassung fand erst 1977 in englischer Sprache an der Universität Reading, die erste deutschsprachige 1991 im Stadttheater Graz statt: 170 Jahre nach der Entstehung.“

Die Handlung ist schnell erzählt, sagt die Verfasserin der brillanten Einführung im Almanach: „Zwei Königskinder, Alfonso und Estrella, begegnen sich zufällig, verlieben sich in einander, überwinden die Feindschaft ihrer Väter, des entthronten alten Königs Froila und des Usurpators Mauregato, und werden vereint.“ Ein simple Geschichte, die in jeder Zeit und in jeder Ausstattung funktionieren müsste. Aber die Oper dürfte wirklich so ihre Eigenart haben: Mit der „Zeitlosigkeit der Handlung“ korrespondiere „eine gewisse Sprachlosigkeit der Personen“, erklärt Helga Lühning: „Es gibt keine Dialoge − keine gesprochenen und auch nur wenig gesungene Rezitative. Überspitzt gesagt: die Personen sprechen nicht mit einander, sondern sie tragen Gesänge vor. Sie brauchen auch keine realistische Begründung für ihr Singen.“

War es ein Experiment? „Schubert gestaltet den musikalischen Plan für jede einzelne Nummer neu − mit Blick auf Text und Situation und auf ihre Position im Ganzen. Er stellt dramatische, agogische, motivische, klangliche und tonartliche Verbindungen zwischen den Nummern her, wo immer er kann. Die Nummern werden zwar auf den Gesamtablauf bezogen, behalten aber dennoch ihre musikalische und strukturelle Autonomie. Die wenigen Rezitative werden kaum für den dramatischen Dialog, sondern vor allem als musikalische Überleitungen benötigt...“ All das klingt extrem spannend, fast geheimnisvoll. Ein faszinierender Einblick in die Tiefen von Schuberts Denken und Komponieren scheint sich dem Publikum der Mozartwoche zu öffnen – bei der Aufführung von „Alfonso und Estrella“ am Freitag (23.1.) um 19 Uhr im Haus für Mozart.

Die Mozartwoche von 22. Jänner bis 1. Februar - Informationen zu Programm, Karten und Restkarten - www.mozarteum.at
Bild: ISM/Almanach

 

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