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Vier Stimmen, ein Kosmos

MOZARTWOCHE / HAGEN QUARTETT

22/01/15 Konzerte des Hagen Quartetts gehören zu den Fix- und Höhepunkten jedes internationalen Festivals. Bei der Mozartwoche 2015 spielen Lukas Hagen, Rainer Schmidt, Veronika und Clemens Hagen in drei Konzerten Streichquartette Mozarts.

Von Heidemarie Klabacher

Es war eine neue Gattung, Haydn hatte die Latte hoch gelegt und selbst sein Mozart hat über die wachsenden Ansprüche an neue Streichquartette sinniert. „Im Vorwort der Haydn-Quartette ist von besonderer Anstrengung und Mühe die rede: „sono, è vero il frutto di una lunga, e laboriosa fatica“ – sie seien wahrhaft die frucht einer langen und arbeitsamen Mühe“. Das schreibt Manfred Hermann Schmid im Almanach der Mozartwoche. Von der „mühsamen Arbeit“ spreche Mozart auch noch bei den Preußischen Quartetten.

„Die filigrane Arbeit im Detail war nichts, was sich nebenbei bewältigen ließe. Das zeigt sich auch am Schriftbild: Die Partituren sind dicht und konzentriert geschrieben, bei weitem nicht so locker wie bei Vokalmusik. Zudem sind sie voll von Bögen und dynamischen Bezeichnungen zur Regulierung eines enorm anspruchsvollen Vortrags. Die Quartette sind etwas geworden, das neben höchsten technischen Ansprüchen in der Ausführung auch alle kompositorischen Fähigkeiten im extrem beansprucht.“

Das Hagen Quartett spielt am Freitag (23.1.), am Samstag (24.1.) und am Freitag 30. Jänner jeweils um 15 Uhr im Großen Saal des Mozarteums die Quartette G-Dur KV 387, d-Moll KV 421 und Es-Dur KV 428; die Quartette B-Dur KV 458 Jagd-Quartett, A-Dur KV 464 und C-Dur KV 465 Dissonanzen; sowie die Quartette D-Dur KV 499 Hoffmeister, D-Dur KV 575 Erstes Preußisches und B-Dur KV 589 Zweites Preußisches.

Am Samstag 31. Jänner ebenfalls um 15 Uhr im Großen spielt das Hagen Quartett zusammen mit Sabine Meyer das „Klarinettenquintett“ KV 581 und zuvor als zehntes Mozartquartett dieser Mozartwoche ein weiteres Streichquartett - das Quartett F-Dur KV 590 also das Dritte Preußische.

Es sprengte jeden Rahmen, diese Meisterwerke zu „beschreiben“ – einzig im Almanach der Mozartwoche lassen sich solch herkuleische Aufgaben erfüllen. Expemplarisch: Manfred Hermann Schmids Einführung zum Streichquartett D-Dur KV 499, das am 30. Jänner erklingen wird.

„Dass Mozart mit dem ersten Quartett nach den Haydn-Quartetten einen ganz neuen Ton finden konnte, hängt nicht zuletzt mit der Tonart D-Dur des Streichquartetts KV 499 zusammen, die in der vorausgehenden Sammlung anspruchsvollster Quartette ganz gefehlt hatte. Die ideale ,Geigentonart‘ verbindet sich nun in einem Streben nach Wohlklang mit einer Neigung zu Dreiklangsmotivik und flächigen Klangzonen. Im ersten Satz ist das Durchmessen des Grunddreiklangs so dominant, dass Mozart vom Hauptthema gar nicht mehr ablässt und auf antithetische Themenbildung völlig verzichtet. Konsequent wächst die Reprise nach einem crescendo-calando aus der Durchführung regelrecht heraus.

Das Menuett birgt ein feinziseliertes Trio mit aufwendigen Imitationen und kanonischer Stimmführung, die keinen Abschluss findet. Zäsurlos unter plötzlichem Moll/Dur-Wechsel mündet der Zwischensatz wieder ins Menuett zurück. Von dessen robustem D-Dur-Schluss hebt sich in entspanntem G-Dur ein Adagio seltener Klangsensualität ab, bei dem die vier Quartettstimmen sich mehrfach nach Ober- und Unterstimmen-Paaren gruppieren. Im Gegenzug gibt es konzertante Momente, wenn die erste Violine sich aus dem Verbund löst und entschiedene tutti-reaktionen hervorruft. Wie für sich gestellt bleibt die solistische erste Geige zuletzt mit ihrer Schlussfigur ganz allein. Die Ablösungen und Brechungen führen zu einer vielschichtigen Dynamik: Es ist der Satz mit den meisten Crescendo-Anweisungen

in Mozarts gesamtem Werk.“

Die Mozartwoche von 22. Jänner bis 1. Februar - Informationen zu Programm, Karten und Restkarten - www.mozarteum.at
Bild: ISM/Harald Hoffmann

 

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