Buchdruck? Mal was anderes!

MOZARTWOCHE / FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY

19/01/16 „1840 wurden in vielen deutschen Städten Gutenberg-Feste zum 400-Jahr-Jubiläum der Erfindung der Buchdruckerkunst abgehalten.“ So beginnt erstaunlicherweise der Almanach-Text zum ersten Konzert der Wiener Philharmoniker, um alsbald bei der Musik anzukommen: In Leipzig war zu dieser Zeit Felix Mendelssohn Bartholdy Chefdirigent des Gewandhausorchesters. Und er ist einer der drei Hauptkomponisten der Mozartwoche 2016.

Von Heidemarie Klabacher

Mendelssohn selber hat für den musikalischen Höhepunkt im Rahmen des musikalischen Programms zum Guttenberg Fest gesorgt. Am 25. Juni 1840 wurde in der Thomaskirche seine Symphonie Nr. 2 B-Dur op. 52 uraufgeführt. Vom Komponisten selber stammt der Beiname „Lobgesang“. Der Beiname „Symphonie-Kantate nach Worten der Heiligen Schrift für Solostimmen, gemischten Chor, Orchester und Orgel“ verrät noch mehr: Mendelssohn trachte, so Walter Weidringer im Almanach, „nach einer Bündelung verschiedenster, ideell vielleicht gar aller musikalischer Traditionen zwischen weltlicher Symphonie und sakraler Kantate“.

Mendelssohns Lobgesang ziele „durch die Auswahl der Bibelzitate und die musikalische Verklammerung der Sätze, auf einheitliche Aussage und formale, auch thematische Geschlossenheit: Nach drei miteinander verbundenen Orchestersätzen erklingt eine fast doppelt so lange Kantate mit neun Nummern, die den Sieg des Lichtes über die Finsternis darstellt – und zwar, theologisch überhöht, des Lichtes der Aufklärung, welches sich auf Grundlage von Gutenbergs epochemachender Erfindung in Gestalt der gedruckten Lutherbibel habe verbreiten können“. - Damit ist auch klar, warum Mendelssohn dieses Werk ausgerechnet beim Guttenberg-Fest 1840 uraufführen ließ.

Das Werk ist übrigens, ein wenig erweitert, schon im Jahr darauf gedruckt worden und wurde somit als Sinfonie Nr. 2 gezählt, obwohl die „Italienische“ und die „Reformations Symphonie“ schon früher entstanden, in den Augen des Komponisten aber noch zu überarbeiten waren.

„Typisch für Mendelssohn ist die Tendenz, die Instrumentalsätze ohne Pause ineinander übergehen zu lassen: Das erste Allegro läuft nach der Reminiszenz des Posaunenthemas in ein nachdenklich-expressives Klarinettenrezitativ aus, welches unversehens in das Scherzo überleitet. Dieses Allegretto un poco agitato im 6/8-Takt mit seinem schwermütig wiegenden Streicher-Thema wird im Mittelteil mit Choral-Passagen der Bläser verbunden, bevor der dritte und letzte Instrumentalsatz, das innige Adagio religioso, eine Atmosphäre gläubiger Versenkung verbreitet. Doch dann rufen die Posaunen alle Stimmen zum Gotteslob, und die Kantate beginnt – mit einem ersten großen Jubelchor.“

Ein Werk wie geschaffen für ein Orchester wie die Wiener Philharmoniker und ein Vokalensemble wie den Salzburger Bachchor! Die Solisten der Mozartwoche sind die Sopranistinnen Genia Kühmeier und Anna Devin, sowie der Tenor Richard Croft. Marc Minkowski wird den „Lobgesang“ nach allen Regeln der klangrednerischen Überzeugungskraft erschallen lassen.

Die Mozartwoche 2016 – Konzerte, Karten und Details – www.mozarteum.at ; Restkartenliste
Bilder: ISM/Johannes Ifkovits (1); Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz mit Mendelssohn-Archiv – akg-images (1)