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Dichter Nebel von Schottland bis Salzburg

MOZARTWOCHE / WIENER PHILHARMONIKER / HERAS-CASADO

01/02/16 Der Nebel wollte sich nicht lichten beim Konzert der Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Pablo Heras-Casado am Samstag (30.1.) im Großen Festspielhaus. Das reine Mendelssohn-Programm verblieb in diffuser vibrato-schwangerer Unverbindlichkeit.

Von Heidemarie Klabacher

Die schöne Melusine als eine Art deutsches Gegenstück zur griechischen Galatea? Offenbart sich einem da ein Querbezug? Zwei wasser-affine Damen - Nymphen - deren Liebesgeschichten mit sterblichen Menschenmännern schlecht ausgehen?

Aber das war’s auch schon mit dem dramaturgischen Zusammenhang, denn die Begegnung mit Galatea (und ihrem Acis natürlich) war der Höhepunkt der Mozartwoche 2016, während das kurze Zusammentreffen mit Melusine und ihrem Ritter tags darauf einen Tiefpunkt gestalterischer Beliebigkeit markierte. Die Wiener Philharmoniker können ja gar nicht „nicht schön“ spielen, aber sie können sich sehr wohl in den Nebel ihres Wohlklangs hüllen, wenn kein Dirigent zur Hand ist, der diesen lichtet.

Schon über Felix Mendelssohn Bartholdys sanft „wagnernder“ Konzert-Ouvertüre zum „Märchen von der schönen Melusine“ hing ein wenig von dem vibrato-reichen Bühnennebel, der später die „Schottische“ geradezu undurchdringlich machen sollte. Pablo Heras-Casados Tendenz zum Wechsel zwischen „tendenziell unbeweglich“ und „tendenziell hektisch“ war ja beim „Elias“ schon aufgefallen. Die Holzbläser-Soli, die Melusines Welt markieren, waren dennoch von untadeliger Feinheit.

Von Feinheit keine Spur war dann in der Wiedergabe von Mendelssohns Vertonung des 42. Psalms „Wie der Hirsch schreit“. Der luxuriöserweise für diesen kleinen Auftritt eingeflogene Arnold Schoenberg Chor hatte wenig Gelegenheit, seine Qualität zu präsentieren. Das populäre „Harre auf Gott“ blieb freilich im Ohr. Das Orchester wurde von Pablo Heras-Casado angehalten, den Eingangschor voluminös und unbeweglich zu begleiten, die Schlussfuge dagegen zu schnell bzw. ganz einfach unorganisch.

Dazwischen steuerte Dorothea Röschmann den Sopranpart bei, laut und undifferenziert, unter Verzicht auf Vokal- oder Lagenausgleich und unter Verzicht auf Konsonanten und Textverständlichkeit. Die Vokalkultur hoch hielten die vier Herren Werner Güra, Daniel Arvai, Matthias Winckhler und Marcell Attila Krokovay im Solistenquintett – nicht nur in der Aufstellung im Gegensatz zur Sopranistin.

Ja und dann die „Schottische“. Schon mit der langsamen Einleitung zog mit starkem Streichervibrato besagter Nebel auf, der sich nur etwa vom effektvoll aufgebauten „Sturm“ zwischendurch hat vertreiben lassen. Das Klarinettensolo und die sonstigen feinen Bläsersoli im Scherzo waren weniger tänzerisch als hektisch, die irrlichternden Dissonanzen im Finale blieben unausgekostet. Im Trauermarsch des Adagios und in der Schlusshymne schienen die Wiener Philharmoniker auf eigene Rechung präsentieren zu wollen, wozu sie im Stand sind.

Bilder: SM/Wolfgang Lienbacher

 

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