Es waren die Nachtigall und die Lerche...

CD-KRITIK / DUO TWEETS

13/02/18 Gut, dass musikalische Tweets aus mehr als 140 (oder aktuell 280) Zeichen bestehen dürfen. Der quicklebendige Kuckuck in Johann Heinrich Schmelzers „Sonata Cu Cu“ beansprucht deutlich mehr Noten und auch die versonnen vor sich hinträllernde Nachtigall mit all ihren Variationen bei Jacob van Eyck.

Von Reinhard Kriechbaum

Und a propos „Engels Nachtegaelte“: Johan Adamszoon Reincken (1643-1722), einer etwa aus der Enkelgeneration des Glockenspielers und Friedhofsflötisten van Eyck, hat dieselbe Melodie für ein technisch höchst anspruchsvolles und wirkkräftiges Variationenwerk mit dem Titel „Die holländische Nachtigall“ hergenommen. Beide Stücke, das eine für Sopranblockflöte, das andere für Cembalo, stehen nebeneinander auf dieser CD mit Vogelstücken verschiedener Art.

Es findet sich neben sehr Bekanntem, etwa Couperins „Le Rossignol-en-amour“, auch weniger Geläufiges wie die Sonata „La Pellicana“ von dem im 17. Jahrhundert tätigen Italiener Maurizio Cazzati. Ein im 18. Jahrhundert in England komponierender „Mr. Hill“ scheint ein Vorgänger des Vogelfreundes Olivier Messiaen gewesen zu sein. Gleich vier Tunes gelten Vogelrufen, dem Kanarienvogel, dem Sperling, dem Gimpel und der Lerche. Ein ansehnlicher „Rappel des Oiseaux“ also – so heißt ein Stück von Rameau, von dem sich natürlich auch die berühmte „La Poule“ (die Henne) in die erlauchte Schar der Singvögel drängt.

Die Zusammenstellung hat nicht die Originalität wie die „Birds“, denen sich kürzlich Stefan Temmingh (im Verein mit Dorothee Mields, Sopran, und dem la Folia Barockorchester) gewidmet hat. Dagmar Wilko ist eine gute, solide Blockflötistin, verfügt aber bei weitem nicht über Temminghs draufgängerische Fingerfertigkeit bei den Verzierungen. Deutlich mehr Charisma hat die Cembalistin Natalia Spehl, die sich auch mit viel Verve über den kontrapunktisch so reichen Satz „Thema all' Imitatio Gallina Cuccu“ aus der Sonate D-Dur BWV 963 macht.

Für Abwechslung ist jedenfalls gesorgt. Und warum ist diese CD vornehmlich mit Barockmusik in einem Jazz-Label erschienen? Der 1941 geborene Lajos Dudás hat Dagmar Wilgo und ihrer begleiterin einen „Vogeltanz-Blues“ gewidmet.

Duo tweets. Il primo dolcimelo (Dagmar Wilgo, Blockflöte, Matalia Spehl, Cembalo). JazzSick Records 7003 JSA – www.jazzsick.com