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Appetit auf Russisches

CD-KRITIK / ORF SYMPHONIEORCHESTER / MEISTER

16/02/18 Für Interessantes abseits vom Repertoire war und ist das RSO Wien immer wieder gut. Im Dezember 2016 entstanden mit Benjamin Schmid, Claire Huangci und Harriet Krugh als Solisten Aufnahmen von Werken Mieczysłav Weinbergs und Dmitri Kabalewskis.

Von Horst Reischenböck

Noch-Chefdirigent Cornelius Meister studierte u. a. Bei Dennis Russel Davies und Jorge Rotter an der Universität Mozarteum in Salzburg. Dort lehrt Benjamin Schmid und stand dieser Tasge dem Internationalen Mozartwettbewerb vor. Dem 1959 von Mieczysłav Weinberg komponierten Violinkonzert op. 67 widmete sich Schmid im Jahr der 20. Wiederkehr des Todestags des Komponisten.

Eigentlich verbietet es sich, von der Abstammung her den Polen Weinberg unter Komponisten der UdSSR einzuordnen. Doch Weinberg emigrierte dorthin und war dem Land, das ihn aufnahm, zeitlebens dankbar war. Trotz aller Widrigkeiten, die auch seine Familie erlitt. Dmitri Schostakowitsch nahm ihn unter seine Fittiche und Weinberg sah sich „als sein Schüler mit Haut und Haar“. Weinberg widmete sein Violinkonzert dem großen russischen Geiger Leonid Kogan.

Es ist auch für Benjamin Schmid ein weiteres ideales Terrain, um sein Können auszuspielen. Nach dem erstem Orchesterschlag steigt die Solovioline sofort ein in ein permanent vorwärts drängend rhythmisch pulsierendes und geschärftes Allegro molto. Es bietet dem Solisten nur wenige Ruhepausen. Dunkel gefärbt, mit weit gespanntem Melos, hebt danach das Allegretto an, von Benjamin Schmid auf seiner Stradivari mit lyrisch zarten Arabesken verziert. Das Tempo schwingt betörend ins nachfolgend melancholisch gefärbte Adagio aus, das sich in höchste Register verliert. Aufstampfend hebt das finale Allegro Risoluto an, das an Strawinskys Teufelsgeiger der „Geschichte vom Soldaten“ gemahnt. Nach einer kurzen, schrägen Walzer-Episode inmitten finden sich später auch gut versteckt gedankliche Anleihen an Mozarts g-Moll-Sinfonie KV 183. Ein Konzert, längst wert, dem Vergessen entrissen zu werden, großartig präsentiert.

Einen Österreich-Bezug der anderen Art liefert diese CD mit dem bei uns auch eher unterrepräsentierten Dmitri Kabalewski, von dem höchstens die wirkungsvolle Ouvertüre zu „Colas Breugnon“ gespielt wird (so im Sommer 2016 bei den Salzburger Festspielen). Kabalewski (1904-1987) haftete das Odium eines stalinistischen Apparatschiks an, als der er Kollegen wie Weinberg maßregelte. 1961 bearbeitete er Franz Schuberts Fantasie f-Moll für Klavier zu vier Händen D 940 für Klavier und ein vollmundig gelegentlich über-akzentuierendes Orchester. Durchaus gekonnt und interessant, mit einer zusätzlichen, ausgedehnten Kadenz. Claire Huangci, die auch schon mit dem Mozarteumorchester musizierte, nutzt die Möglichkeiten nachdrücklich.

Zum zusätzlichen „Auffüllen“ verströmt sich die junge niederländische Cellistin Harriet Krijgh tonschön in Kabalewskis spätromantisch-melodienselig spielerischem Konzert Nr. 1 g-Moll op. 49. Im Zusammenspiel mit dem RSO Wien unter Cornelius Meister entpuppt es sich als ein für Interpreten wie Hörer absolut dankenswertes Werk.

Weinberg: Violinkonzert; Kabalewski: Klavierfantasie & Cello-Konzert Nr. 1. Benjamin Schmid (Violine), Claire Huangci (Klavier), Harriet Krijgh (Violoncello), ORF Radio-Symphonieorchester Wien, Dir.. Cornelius Meister CAPRICCIO CD C 5310 – www.capriccio.at

 

 

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