onimoD etatnaC

CD-KRITIK / BACHWERKVOKAL

09/10/19 Mozarts Opus KV 37 ist ein Rätselkanon auf den Text Cantate Domino. Die Domäne des Ensembles BachWerkVokal von Gordon Safari, beheimatet in der Salzburger Christuskirche, ist natürlich Musik von Bach und dem Hoch- und Spätbarock. Aber für die erste CD griff man auch zu Mozarts Kanon.

Von Reinhard Kriechbaum

Vier Varianten des Rätselkanons bietet Gordon Safari an: eine „normale“, weiters eine Spiegelung und eine krebsläufige Auflösung (da wird auch der Text verkehrt rum gelesen, also onimoD etatnaC), und schließlich eine „in una maniera molto speciale“, über die wir hier nichts verraten. In Safaris Auflösung des Rätselkanons setzen immer die Frauenstimmen solistisch in rascher Folge ein. Die dann irgendwie an Minimal Music erinnernden Harmoniefolgen werden chorisch verdichtet und wieder gelockert, bis einzelne Männerstimmen die Melodie ausplätschern lassen.

Das also sind die Mozart-Goodies auf der ersten CD von BachWerkVokal, die im übrigen gottlobesamen Kantaten gilt. Gordon Safaris Gesangs- und Instrumentalensembles beanspruchen für sich unterdessen ein Alleinstellungsmerkmal in Salzburg. Vor vier Jahren ist der damals frisch gebackene Kantor der evangelischen Diözese Salzburg und Tirol angetreten mit dem Ziel, das gesamte Vokalwerk von Bach (also nicht nur die Kantaten) aufzuführen. Das allein ist – rein organisatorisch und finanziell sowieso – eine Herkulesaufgabe. Gordon Safari ist es gelungen, in kürzester Zeit die im Originalklang sachkundigsten jungen Leute in Salzburg und erreichbarer Nähe zu gewinnen und sie auf seinen musikantisch-motorischen Zugang zu Bachs Musik einzuschwören. Da ist ultraschnell ein belastbares, stilistisch einheitlich durchformtes Ensemble gewachsen.

BachWerkVokal ist nich nur versiert in Sachen Thomaskantor (was man auf der Debüt-CD in der Kantate Singet dem Herrn ein neues Lied BWV 190 und die gleichnamige doppelchörige Motette BWV 225 nachhören kann). Trotz „allem“ Bach bleiben noch Kapazitäten: Eine Kantate Telemanns ist erstmals überhaupt auf CD greifbar. Der (zugegeben geniale) Telemann zeigt da die für ihn durchaus charakteristische Gnadenlosigkeit, was das tönende Illustrieren von Sprachbildern angeht. Händels O sing unto the Lord a new song HWV 249b ist ein anderes Kaliber, der Vergleich macht sicher.

Eine Spezialität der Gesangscrew von BachWerkVokal: Gordon Safari stellt den Chor (auch im Konzert-Alltag kaum einmal mehr als drei Sängerinnen oder Sänger pro Stimme) aus ausgewiesenen Solisten zusammen, die er dann auch sehr gezielt nach Stimmtimbre und Leistungsfähigkeit in den Arien und Duetten einsetzt oder bei Bedarf zu Gesangsquartetten bündelt. Das sichert höchste gestalterische Flexibilität. Ein Beispiel für solistische kompetenz ist Buxtehudes dreistimmiges Cantate Domino BuxWV 12, nicht nur im Vokalen wundersam genau durchphrasiert, sondern gediegen vom durchsichtig delikaten Basso continuo (etwa mit Hans Brüderl an der Laute) getragen. Die Cellistin Hannah Vinzens drückt vielen Stücken ihren Stempel auf als reaktionsstarke und bei Bedarf die Partner auch anführende Generalbass-Spezialistin.

Cantate Domino. Bach, Mozart, Telemann, Buxtehude, Händel. Ensemble BachWerkVokal, Ltg. Gordon Safari. Musikproduktion, MDG 902 2138-6 – www.bachwerkvokal.com; www.mdg.de

In einem Konzert heute Mittwoch (9.10.) um 18 Uhr in der Salzburger Christuskirche wird die CD vorgestellt – und da ist natürlich auch zu hören, was drauf ist.

Bild: www.bachwerkvokal.com