Und nun die Achte

CD-KRITIK / BRUCKNER

20/12/10 Die Einspielung aller Sinfonien von Anton Bruckner in ihrer jeweiligen Letztgestalt durch das Mozarteumorchesters unter Ivor Bolton schreitet zügig voran. Als jüngstes Dokument der Auseinandersetzung erschien jüngst die Achte in c-Moll in der Version von 1890.

Von Horst Reischenböck

Es handelt sich bereits um die zweite Interpretation, denn schon bei den Festspielen im August 1994 wurde in der Felsenreitschule zusammen mit dem ORF ein Konzert mitgeschnitten und vom Verein der Freunde des Orchesters veröffentlicht. Damals dirigierte Hans Graf, und auch er wählte die Noten-Edition von Leopold Nowak.

Im Vergleich dazu bietet die neue, ebenfalls Live-Aufnahme vom April des Vorjahres im Großen Festspielhaus zunächst einmal das bessere, von äußeren Einflüssen ungestörte und auch weitaus durchsichtiger aufgefächerte Klangbild. Zieht man die Spieldauern in Relation, so nahm Graf damals im Kopfsatz Bolton eine Minute ab. Das Scherzo dauerte bei ihm hingegen anderthalb Minuten länger, ebenso das Adagio. Während beide Finale nahezu punktgenau die Ziellinie erreichen. Was allerdings nichts über die Gestaltung aussagt.

Immerhin schafften es die OEHMS-Techniker aber damit, trotz über 80 Minuten die ganze Sinfonie auf eine CD zu bannen. Übrigens zuvor längst durch beispielsweise sowohl Daniel Barenboim wie, erstaunlicherweise auch Wilhelm Furtwängler, beide  zusammen mit den Berliner Philharmonikern, unterboten.

An dessen Sichtweise Ivor Bolton mitunter frappierend erinnert. So schlüssig, in sich gelöst, Steigerungswellen ohne bedeutungsschwer zusätzlich aufbauende „Winke mit dem Zaunpfahl“ gestaltend, wurde das monumentale Opus bislang selten verwirklicht. Für dessen Ausführung auch einmal mehr samt und sonders den dazu ausgezeichnet disponierten Instrumentalisten zu danken ist. Das Mozarteumorchester, so „at its best“, spielt auch in Sachen Bruckner längst international in der Topliga – was sich hier erneut hörbar genussvoll nachvollziehen lässt.

Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 8 c-Moll WAB 108. Mozarteumorchester Salzburg, Ltg. Ivor Bolton. OEHMS CLASSICS CD OC 751