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Die Rock-Romantiker

CD-KRITIK / BLANK MANUSKRIPT / TALES FROM AN ISLAND

04/02/11 „Mit progressive Rock sitzt man bei uns zwischen allen Stühlen: Für große Hallen fehlt das Publikum, für kleine ist der technische Aufwand meist zu groß.“ Die Musikrichtung ist tatsächlich hierzulande weniger bekannt, als etwa im Nord-Osten Europas. Auch „Blank Manuskript“ sind eher auf Festivals in Litauen oder Finnland zu erleben, denn in Österreich. Am Samstag (5.2.) gibt es wieder Gelegenheit dazu bei der Vorrunde zum „Local Heroes“ Wettbewerb im Rockhouse.

Von Heidemarie Klabacher

alt„Symphonischer ArtRock mit Schwerpunkt auf dem erzählerischen Element“: So beschreiben  „Blank Manuskript“ selber ihre Musik. Dem Klassik-Menschen einer ganz anderen Generation fällt dazu „Programm-Musik“ ein. Tatsächlich zieht sich der „Programm“-Gedanke über die Debüt-CD „Tales From an Island“, die in einem großen epischen Bogen vom Schicksal der Ureinwohner auf der Osterinsel „Rapa Nui“ erzählt. In acht Nummern schildert das Konzeptalbum den paradiesischen Urzustand, Besiedelung, Gesellschaftsbildung und Krieg, bis hin zur Vision "The Waiting", die zwischen Einst und Jetzt zu changieren scheint. In der Nummer „The Cult Of Birdman“ wird von der „Wahl“ des Stammesführers für das jeweils nächste Jahr erzählt, bei der die Anwärter unter Lebensgefahr zu einer Felseninsel hinaus schwimmen, dort ein Ei eines bestimmten Vogels finden, damit zurück schwimmen und einen Felsen erklimmen müssen…

Geradezu symphonische Weite ist ein Charakteristikum der Nummern auf dieser CD. Im live-Auftritt vergangenen Dezember im „Denkmal" fielen - wiederum dem Klassik-Menschen - die Crescendi auf, die mehr auf einer spannungsvollen Intensitäts- denn einer reinen Lautstärken-Steigerung basierten.

Tatsächlich schienen über den profunden (aber nie hämmernden) Bässen auch einmal ein Bach’sches Klavierpräludium, die Begleitung zu einem Schubertlied, ein paar Takte romantisches Klavierkonzert oder der Rhythmus einer Passacaglia spürbar zu werden. Was nicht zuletzt auf Dominik Wallner zurückgehen dürfte, der - ein klassisch ausgebildeter Pianist, in der Band zuständig für Keyboards und Vocals - auch der Komponist von Blank Manuskript ist.

„Tales From an Island“ CD-hat in Insiderkreisen Aufsehen erregt. „Blank Manuskript“ sind inzwischen von der Finnischen Progressive Rock-Organisation"Colossus Projects" bereits mehrmals eingeladen worden, Beiträge zu seinen großen international ausgeschriebenen literarisch-musikalischen CD-Zyklen zu liefern. Gruppen aus aller Welt schreiben dabei Werke/Vertonungen zum je aktuell vorgegeben Thema. Anfang des Vorjahres entstand bei „Blank Manuskript“ so das Stück „Paradiso“: Es wurde als Vertonung des 23. Gesang von Dante’s „Divinia Comedia“ auf dem dritten Teil der Dante-Reihe von Colossus Projects veröffentlicht. (Die 4-CD-Box ist exklusiv bei Musea-Records erhältlich.)

Kurz danach begannen die Aufnahmen zu „Gold Bug“, einer musikalischen Version der Kurzgeschichte von Edgar Allen Poe für die Colossus-Kollektion "The Tales of Edgar Allen Poe", an der 17 internationale Progressive Rock-Band mitgewirkt haben. Das Besondere am Beitrag von Blank Manuskript? „Das ist wahrscheinlich weltweit die einzige Rocknummer“, so Dominik Wallner, "die auf einem Zwölfton-Motiv basiert“.

Blank Manuscript spielen am Samstag (5.2.) bei der Vorrunde zum vierten Newcomer Band Contest „Local Heroes“ im Rockhouse Salzburg ab 17 Uhr - www.rockhouse.at ; www.blankmanuskript.at ; www.myspace.com/colossusprojects

 

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