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Doch nicht vergessen

CD-KRITIK / QUATUOR MOSAÏQUES

15/06/12 Vor 200 Jahren starb der Salzburger Komponist Joseph Woelfl. Das Quatuor Mosaïques, aus Mitgliedern des Concentus Musicus entstanden, spielt auf einem originalen Instrumentensatz der Zeit des Wiederhörens werte Musik.

Von Horst Reischenböck

Ende Mai gab es im Austrian Culture Forum in London ein Internationales Symposium über Joseph Woelfl. Im historischen Friedhof St. Marylebone, auf dem sich das nicht mehr auffindbare Grab des Schülers von Michael Haydn, Nannerl und Leopold Mozart befindet, wurde eine Gedenktafel enthüllt. In Woelfls Geburtsstadt Salzburg auch: An der Talstation der Festungsbahn wird man nun daran erinnert, dass im ehemaligen Haus an derselben Stelle, Festungsgasse 4, nicht bloß später sein Lehrer, der „Salzburger“ Haydn wohnte und starb, sondern hier auch Joseph Woelfl das Licht der Welt erblickte. Der „Verwalter Sepperl“, wie ihn Vater Mozart in Briefen nannte.

Doch was nützte das alles, würde nicht auch seine Musik in Erinnerung gerufen. Obwohl Joseph Woelfl ein umfangreiches Schaffens hinterlassen hat, ist das, was bislang in Aufnahmen dokumentiert wurde, an den Fingern beider Hände abzuzählen. Das von Erich Höbarth angeführte Quatuor Mosaïques hat sich nicht zuletzt durch seine Einspielungen von Streichquartetten Joseph Haydns einen Namen gemacht. Für drei Quartette und einen neu aufgefundenen Einzelsatz spielt das Ensemble auf Instrumenten, die Franz Geissenhof zu Zeiten der Klassik gebaut hat. Sie befinden sich in der Instrumentensammlung des Kunsthistorischen Museums in der Neuen Hofburg.

Woelfls Werkserie Opus 4 wurde schon vor vier Jahren als Ganzes vom ungarischen Authentic Quartet präsentiert. Das Quatuor Mosaïques stellt sich den Mitbewerbern mit der Nummer 3 in c-Moll und weiß bereits damit zu punkten. Das Stück wurde 1795 komponiert, also noch drei Jahre bevor Ludwig van Beethoven (den Woelfl angeblich als Pianist im Wettspiel übertrumpfte) die Arbeit an seinem  Opus 18 begann. Es ist ein nicht nur für die Entstehungszeit eindrucksvolles und zudem originelles Werk, wohl wert, der Vergessenheit entrissen zu sein.

Vier Jahre später erschienen Woelfls sechs Quartette Opus 10 im Druck. Daraus stellen Erich Höbarth, Andrea Bischof, Anita Mitterer und Christophe Coin nun als Ersteinspielung die Quartette Nr. 1 in C-Dur und Nr. 4 in G-Dur vor. Auch sie belegen Woelfls gelegentlich absolut eigenwilliges Genie sowie Können auch in kontrapunktisch-thematischer Hinsicht. Die Stücke werden engagiert, gleichsam authentisch musiziert und sind dazu angetan, das kompositorische Umfeld im Wien des ausklingenden 18. Jahrhunderts aufzuhellen.

„Franz Geissenhofs Instrumente“. Joseph Woelfl, Streichquartette op. 4 und op. 10, Quatuor Mosaïques. paladino music CD pmr 0023

Am kommenden Sonntag (17.6.) wird das Quatuor Mosaïques um 20 Uhr im Solitär der Universität Mozarteum das letzte Konzert des Salzburger Kammermusik-Festivals (15.-17.6.) gestalten. - www.moz.ac.at

 

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