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Mit der Posaune auf Zeitreise

CD-KRITIK / ERCOLE NISINI

21/12/12 Bei einer Reihe „The historical trombone“ rechnet man fast selbstverständlich mit Originalmusik für dieses Instrument. Eine ganz falsche Spur im Fall der Barock-Folge der auf vier CDs angelegten Serie von dem Posaunisten Ercole Nisini.

Reinhard Kriechbaum

Da gibt es nämlich ein Zeitloch: Die Posaune wurde in der Musikgeschichte ausgeblendet mit dem Verschwinden der Consortmusik. Erst in der Zeit von Gluck und Mozart (Stichwort „Tuba mirum“) kehrte sie wieder, lernte man wieder ihre Klangfarbe schätzen. Aber Ercole Nisini lässt sich‘s nicht verdrießen und spekuliert, was wohl gewesen wäre, wenn Tommaso Albinoni, Benedetto Marcello und natürlich der Vielschreiber Telemann bloß auf die Idee gekommen wären, die Posaune einzusetzen.

Also Albinonis berühmtes Oboenkonzert umgelegt aufs dünn mensurierte Auszug-Rohr, auch Anleihen bei Telemanns „Getreuem Music-Meister“ oder dessen Duo-Sonaten für zwei Flöten: Blockflötisten werden vielleicht eifersüchtig, wenn sie hören, wie klangsinnig und spielfreudig Ercole Nisini und die Barockfagottistin Monika Fischaleck da durchsteuern. Ein Solo-Ricercar von Domenico Gabrielli (den die Cellisten als einen Bahnbrecher ihres Instruments verehren) funktioniert auf der Posaune natürlich auch gut, wenn einer so beredt und fantasiereich artikuliert wie Nisini. Der Hör-Lust steht mithin nichts im Weg, auch mit den Kompagnons aus dem Ensemble „Instrumenta Musica“ nicht. „Historische Posaune“ ist es freilich ganz und gar nicht. Nebenbei: Die Sonaten von Dario Castello wären original für Posaune und Blockflöte und Barock.

Für die erste CD, die der Renaissance gewidmet ist, ging Ercole Nisini den virtuosen Anfängen seines Instruments nach. Consort-Musik – aber nicht in der brav gleichgestimmten Variante für Posaunen und Zinken, sondern im Spaltklang. Die Blockflöte, der schnarrende Dulzian und das Orgelgedackt nehmen es mit Ercole Nisinis Posaune auf. Fast die gesamte Programmfolge besteht aus Werken, in denen Komponisten die Auszierungen durch die Stimmen wandern haben lassen. Die unterschiedlichen Klangfarben machen das plastisch durchhörbar. Die erfindungsreiche Schlagzeug-Untermalung (Nora Thiele) von sechs Ricercaren des Diego Ortiz und die swingenden Rhythmen, die sich gerade in seinen Sätzen oft überlagern, sind besonders reizvoll und werden mit Verve ausgekostet.

Von einem gewissen Francesco Rognoni-Taeggio stammt  das Stück „Susana d’Orlando“, Bearbeitung einer Motette Orlando di Lassos. Da wird dezidiert die Trombone genannt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist es das zeitlich früheste Stück, das dezidiert für Posaune geschrieben ist.

„The Historical trombone“. CD 1 Renaissance, CD 2, Barock. Ercole Nisini (Posaune), Ensemble „Instrumenta Musica“. Querstand, VKJK 1012 und 1204 - www.querstand.de

 

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