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Meister und Geselle

CD-KRITIK / KARAJAN, DUDAMEL

30/12/13 Den 150. Geburtstag von Richard Strauss gilt es 2014 zu feiern. Die Berliner Philharmoniker dirigierte der Komponist schon in jungen Jahren, jetzt lassen sich zwei Interpretationen seiner Tondichtung „Also sprach Zarathustra“ vergleichen. Unter Karajan und unter Gustavo Dudamel.

Von Horst Reischenböck

146Am 12. August 1970 dirigierte Herbert von Karajan „seine“ Berliner in einem Konzert der Salzburger Festspiele. Als Hauptwerk nach der Pause stand Richard Strauss’ „Also sprach Zarathustra“ auf dem Programm. Eine Interpretation, die schon 1991, auf einer gleichsam Bootleg-CD des Labels ARKADIA (CDHP 587) durch HUNT PRODUCTION auf den Markt gebracht wurde. Natürlich in Italien, das es ja immer schon mit internationalen Veröffentlichungsrechten nicht so genau nahm. Nun wurde der Mitschnitt des ganzen damaligen Programms in einer von den Festspielen autorisierten Version veröffentlicht, die sich zudem in ihrer digitalen Aufbereitung als klanglich weit überlegen erweist.

Das Hören dieser exemplarischen Aufführung ist faszinierend. Karajan, auf dem Höhepunkt seines und im Bewusstsein des Könnens der ihm blind vertrauenden Instrumentalisten entwickelte live mit ihnen im Großen Festspielhaus eine Deutung, die in ihrer Sogkraft Ihresgleichen sucht. Vom berühmten Sonnenaufgang der Einleitung weg bis hin zum voller Hingebung vom damaligen Konzertmeister Michel Schwalbé gegeigten Solo. Perfekt in allen Klanggruppen austariert, so wie schon zuvor in Wolfgang Amadé Mozarts Bläserkonzertante, deren Soli sich ein Kleeblatt aus orchestereigenen Reihen geteilt hatte. Sozusagen die Créme de la créme damaliger Stimmführer. Prachtvoll glänzend musiziert, nur, weil eben absolut damaliger Interpretationshaltung verpflichtet, eben ein historisches Dokument.

147Karajans einstige Tonträger-Heimat DGG veröffentlichte im vergangenen Sommer einen weiteren Live-Mitschnitt aus der Berliner Philharmonie vom April 2012 und setzt dabei auf den auch von ihr zum „Shooting Star“ aufgebauten Gustavo Dudamel. Im direkten Vergleich ist das Tonfresko durch die mittlerweile natürlich auch weiterentwickelte Aufnahmetechnik noch differenzierter ausgeleuchtet, was speziell der Transparenz des Stimmengeflechts zugute kommt. Eines allerdings darf ruhigen Gewissens behauptet werden, nämlich dass sich Dudamel eher von Abschnitt zu Abschnitt weiterhantelt. Es fehlt einfach der große, überwältigende Sog, die von Karajan so punktgenau entfesselte „kontrollierte Ekstase“. Aber Dudamel ist ja noch jung…

Besser liegt ihm weniger philosophisch Angehauchtes. Denn die Ergänzung, Anfang 2013 in Berlin mitgeschnitten, gibt sich schlüssiger. Da ist einmal „Till Eulenspiegel“. Szene für Szene werden dessen darin verewigten Streiche individuell gestaltet, genussvoll behaglich nacherzählt, ausgekostet. Eben „Humor in der Musik“, darin ähnlich nur weiland Leonard Bernstein mit der New York Philharmonic. Auch dem „Don Juan“ wird glühende Leidenschaft nicht versagt. Und, dank des phänomenalen Orchesters, das „seinen“ Strauss ohnedies drauf hat, ebenso brillant ausformuliert.

W. A. Mozart : Sinfonia concertante KV Anh. 9 (297b) ; Richard Strauss: Also sprach Zarathustra op. 30. Lothar Koch, Oboe, Karl Leister, Klarinette, Gerd Seifert, Horn, Günter Piesk, Fagott. Berliner Philharmoniker, Ltg. Herbert von Karajan. TESTAMENT CD SBT 1474
Richard Strauss: Also sprach Zarathustra op. 30; Till Eulenspiegels lustige Streiche op 28; Don Juan op. 20. Berliner Philharmoniker, Ltg. Gustavo Dudamel. DGG CD 479 1041 – www.deutschegrammophon.com

 

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