Im Geiste Mozarts

 

CD-KRITIK / ARMONIA ENSEMBLE / RICHARD STRAUSS

02/06/14 Am 11. Juni feiert die Musikwelt den 150. Geburtstag von Richard Strauss. Gerade rechtzeitig dazu erschien die Aufnahme seiner beiden späten Bläsersonatinen auf CD.

Von Horst Reischenböck

Richard Strauss liebte Wolfgang Amadé Mozart. Was er immer wieder als uneigennütziger Dirigent an dessen Opern bewies, nicht zuletzt auch während der Salzburger Festspiele in ihren Anfängen. Und er knüpfte in der Jugend auch bewusst an das Vorbild an: inspiriert durch die Besetzung der „Gran Partita“ KV 361 komponierte Strauss noch 17jährig eine Es-Dur-Serenade in derselben Besetzung für 13 Bläser.

Noch gegen Lebensende ließ ihn sein unruhiger Geist, den nur Skatspiel von immerwährender Beschäftigung mit Musik abhielt, nicht ruhen, weitere Meisterwerke für Blasinstrumente hinzuzufügen – er selbst sprach von „Werkstattarbeiten, damit das vom Taktstock befreite rechte Handgelenk nicht vorzeitig einschläft“. Diese Fingerübungen hat er gar nicht mehr mit Opuszahlen versehen, nicht unähnlich Gioacchino Rossinis „Sünden meines Alters“. Und doch wesentlich mehr: Just während der gerade auch für Strauss deprimierenden letzten Jahre des 2. Weltkriegs flossen eng benachbart zwei, als Sonatinen bezeichnet, erstaunlich positive Mehrsätzer aus seiner Feder, denen man leider relativ selten im Konzertsaal begegnet.

Eines der Stücke wurde, wegen einer eben übertauchten Grippe mit dem deswegen etwas spöttischen Titel „Aus der Werkstatt eines Invaliden“ bezeichnet, noch 1944 vor der Zerstörung Dresdens in Salzburgs Partnerstadt uraufgeführt. Auf das zweite, als „Fröhliche Werkstatt“ bezeichnet und knapp nach Ende des „totalen Kriegs“ fertig geworden, schrieb Strauss dann „Den Manen des göttlichen Mozart am Ende eines dankerfüllten Lebens“. Es ist „mozartisch“ und doch naturgemäß unverkennbar Strauss' persönlichem Tonfall verpflichtet, etwa in unüberhörbaren Anklängen an seinen „Rosenkavalier“. Dazu erweiterte er jeweils die Holzbläsergruppe noch um eine zusätzlich dritte Klarinette, um ein auch von Mozart oftmals benutztes Bassetthorn sowie um eine Bassklarinette.

Im besten Sinn handwerklich nutzte Richard Strauss also alle Klangfarben dieser damit nun eindeutig orchestralen Bläserbesetzung, die zu Mozarts Zeiten noch unter dem Namen „Harmonie“ firmierte und vor allem im Freien musizierte.

Daran knüpft gedanklich das „Armonia Ensemble“ an. Dessen Mitglieder, in der Basis ein Oktett vornehmlich aus Reihen des Gewandhaus Orchesters Leipzig, ergeben sich spielfreudig den in Summe sieben Sätzen. Mitglieder des MDR Sinfonieorchesters ergänzen die fehlenden Stimmen zur geforderten 16-Köpfigkeit. Notabene allesamt absolute Könner ihres Fachs, die vorausschauender Weise schon vor vier Jahren mit den Aufnahmen begannen, um Hörern lustvoll alle Facetten der innewohnenden Stimmungen auszubreiten. Die CD ist nicht nur eine absolute Bereicherung der diesjährigen Strauss-Diskographie, sondern sei allen Blasmusikfreunden ans Herz gelegt.

Richard Strauss: Bläsersonatinen Nr. 1 F-Dur WoO, AV 135 und Nr. 2 Es-Dur WoO, AV 143. Armonia Ensemble BERLIN CLASSICS 0300576BC – www.armonia-blaeserensemble.de