Vom Himmel hoch, hoch fünf

CD-KRITIK / HIMLISCHE WEYNACHT / BELL'ARTE SALZBURG

22/12/15 Ein Lied – acht Komponisten! „Vom Himmel hoch da komm ich her“ ist eines der bekanntesten Weihnachtslieder überhaupt. Martin Luther hat den Text gedichtet. Das Ensemble „Bell’Arte Salzburg“ um Annegret Siedl spielt sechs der insgesamt fünfzehn Strophen – vertont von fünf verschiednen Komponisten.

Von Horst Reischenböck

Die Sätze von Johann Walter scheinen vom den allerhöchsten höchsten Himmeln herabzukommen. Sei es in der ersten, dritten oder 15 Strophe: Der Sopran von Marie Luise Werneburg glitzert und funkelt besonders gülden. Von erstaunlich anderer Stimmung sind die Sätze etwa von Georg Forster oder Adam Gumpelzhaimer. Beinahe eigenwillig die von Klaus Mertens in langen Noten gesungene 15. Strophe im Satz von Johann Pachelbel.

15 Verse umfasst Martin Luthers „Vom Himmel hoch, da komm ich her“. Annegret Siedel, Barockgeigerin und Leiterin des Ensembles Bell’Arte Salzburg, hat nach verschiedenen Instrumentalfassungen und Sätzen geforscht und mit einer handvoll Komponisten – Johann Walter, Johann Eccard, Georg Forster, Adam Gumpelzhaimer und Johann Pachelbel – einen konfessionsübergreifenden Rahmen geschaffen, in dem weitere weihnachtlich-barocke Kleinodien gefasst sind.

Auf den engelsgleichen Einstieg der Sopranistin Marie Luise Werneburg antwortet der Bassist Klaus Mertens in Hans Leo Hasslers „Dixit Maria ad Angelum“. Eine Verkündigung der Frohbotschaft folgt in Gestalt des Solokonzerts „Fürchtet euch nicht“ vom in Dresden tätig gewesenen Heinrich Schütz-Schüler Christoph Bernhard. Nicolaus Bruhns wiederum, Lieblingsschüler von Dietrich Buxtehude, bestätigt „Mein Herz ist bereit“ und lässt Annegret Siedel zusammen mit Margit Schultheiß an der Orgel zum Gesang konzertieren. Die Organistin spielt auch Barockharfe.

Danach werden drei Strophen von Paul Gerhards Choral „Ich steh an deiner Krippen hier“ in Versionen von Johann Sebastian Bach abwechslungsreich begleitet und Patrick Henrichs stimmt mit seiner Barocktrompete prächtig strahlend ein in Johann Valentin Meders „Jubilate Deo“.

In eine ausgedehnte Sonata eines anonymen Meisters über Philipp Nicolais Lied „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ sind drei Strophen vom Thomas Selle, Dirk Janzsoon Swelinck und David Scheidemann als weitere Raritäten eingefügt.

Höhepunkte sind der von Heinrich Ignaz Franz Biber in Salzburg geigerisch besonders anspruchsvoll lautmalerisch gestaltete Psalm 127 „Nisi Dominus“, das Magnificat SWV 344 von Heinrich Schütz aus dem zweiten Teil seiner „Symphonia sacrae“ und eine der fünf „Alma redemptoris mater“-Vertonungen von Jan Dismas Zelenka.

Eine abwechslungsreich gestaltete hörenswerte Sammlung hochkarätiger Alter Musik – ein wunderschönes Geschenk in letzter Minute!

HIMLYISCHE WEYNACHT, Festliche Gesänge von Luther bis Bach: Marie Luise Werneburg, Klaus Mertens, Bell'Arte Salzburg, Ltg. Annegret Siedel - BERLIN Classics CD 0300697BC - www.bellartesalzburg.de