Nicht nur zum Beichten nach Maria Plain

BACHGESELLSCHAFT / MOZART IN MARIA PLAIN

22/08/16 1991, zum Mozart-Jahr, begann die Salzburger Bachgesellschaft mit dem seither in schöner Regelmäßigkeit durchgeführten Konzert „Mozart in Maria Plain“. So auch letzten Sonntag (21. 8.). Nach wie vor liebevoll von Albert Hartinger betreut, und mit einem treuen Stammpublikum.

Von Horst Reischenböck

Für 1774 ist es nachweislich belegt, dass beide, Vater und Sohn Mozart in „Maria Himmelfahrt auf dem Plainberg“ (so der eigentlich korrekte Name der Wallfahrts-Basilika) zusammen musizierten. Wobei Wolfgang auch später öfter dort war. Heißt es doch beispielsweise laut Schwester Nannerls Tagebuch im April 1779: „... mit meinem bruder in Plain draust gebeichten“.

Albert Hartinger programmierte zum 25-Jahr-Jubiläum der Veranstaltungsreihe erneut eine interessante Abfolge von Werken in Salzburg tätig gewesener Komponisten. So spielte zur Einstimmung gleich zu Beginn Michaela Aigner entsprechend virtuos von der Orgelempore herab aus Georg Muffats 1790 Kaiser Leopold I. gewidmeten „Apparatus musico-organisticus“ dessen eigentlich Höhepunkt, die Toccata septima in der alten Kirchentonart C-mixolydisch. Sie steuerte nach vollem Pleno zarte Flötentöne an, um dann eindrucksvoll die Verschränkung der vier Teilthemen der Schlussfuge auf die Hörer wirken zu lassen.

Danach wechselte sie zum Positiv vor dem Hochaltar, um das Streichquintett des Salzburger Barockensembles samt dreier Posaunen zu unterstützen. Vorerst im Magnificat á 8 von Stefano Bernardi, den Fürsterzbischof Paris Lodron eigens zur Domweihe 1628 als Maestro di capella aus Italien geholt hatte.

Danach widmete sich das Collegium Vocale der Bachgesellschaft, passend zum Ort, Wolfgang Amadés Litaniae Lauretanae KV 109, ursprünglich für die Kapelle in Schloss Mirabell entsprechend klein besetzt konzipiert. Dortige Aufführungen kommentierte Leopold Mozart noch 1786 verärgert als nunmehr zu „Bierlytanien“ verkommend, „damit die Leute nur geschwind wieder auf die Bierbank kommen!“ Hier, in Maria Plain, bezauberte vorerst Diana Plasses glockenhell in den geforderten Koloraturen zur Höhe strebender Sopran.

Danach überließ sie ihren Platz Kollegin Donata Meyer-Kranixfeld, die zusammen mit dem Altus Marcus Blöchl und Virgil Hartingers gewohnt kernig strahlendem Tenor in Verbindung mit dem schlanken Bass von Benjamin Sattlecker als homogenes Soloquartett das Antiphon „Salve Regina“ von Anton Cajetan Adlgasser vortrugen, durch Albert Hartinger zärtlich modelliert. Adlgasser, Wolfgangs Vorgänger als Domorganist, war übrigens auch Mit-Komponist eines verlorenen 3. Akts des Oratoriums „Die Schuldigkeit des ersten Gebotes“ KV 35.

Wenig später entstand in Wien als mutmaßlich seine zweite Vertonung des Ordinariums Mozarts, die im Ausdruck gelegentlich bereits erstaunlich tief lotende G-Dur-Messe KV 49d. In ihrer fast lapidaren Kürze entspricht sie eigentlich schon dem späteren Wunsch von Fürsterzbischof Colloredo, der Gottesdienste auf maximal 45 Minuten Dauer beschränkt wissen wollte. Da passte auch zum Graduale die genauso knapp instrumentale Epistelsonate in Es-Dur perfekt hinein, während das hier nun zum Offertorium integrierte „Misericordias Domini“ KV 222 eindrucksvoll Wolfgangs kompositorische Weiterentwicklung bewies.

Die lebhafte Zustimmung nach diesen beglückenden eineinviertel Stunden lohnte man stimmungsvoll mit der bekannte Motetten „Ave, verum corpus“ KV 618.