Ein echtes Da Capo

HINTERGRUND / MOZARTEUMORCHESTER / URAUFFÜHRUNG

14/12/16 Heuer feierte das Mozarteumorchester sein 175jähriges Bestehen, Anlass auch für mehrere Kompositionsaufträge seitens des Orchesters, das in diesen Tagen übrigens auch im Theater an der Wien in Sachen "Don Giovanni" aktiv ist. Morgen Donnerstag (15.12.) wird in Salzburg ein Stück von Peter Eötvös aus der Taufe gehoben.

"Statt einer Torte mit 175 Kerzen habe ich dein heiteres Stück mit einigen Fragmenten von Mozart komponiert, wobei ich auch an die virtuose Qualität des Orchesters gedfacht habe." So wird Peter Eötvös im Programmheft zum morgigen Konzert im Donnerstag-Zyklus zitiert. „Dialog mit Mozart – Da Capo für Orchester“, ein geistvolles Spiel mit in Salzburg aufbewahrten Mozart-Fragmenten, hat Eötvös ursprünglich 2014 für das Festival „Dialoge“ der Stiftung Mozarteum geschrieben, jetzt hat er es neu gefasst.

Wie Bela Bartok, Gyorgy Ligeti und Gyorgy Kurtag stammt auch der 1944 geborene Peter Eötvös aus dem heutigen Rumänien. "Das Szeklerland in Transsilvanien und die ungarischen Gebiete im Banat waren der Humus der klassischen Moderne Ungarns", schreibt Gottfried Franz Kasparek in der Werkeinführung. "Mag sein, dass die kulturelle Vielfalt dieser Gebiete die Weltoffenheit nachhaltig forderte. Ungarische und rumänische Tanze und Lieder, die deutschen Volkslieder Siebenbürgens, die Musik der Sinti und Roma, Jüdisches und Südslawisches vermischten sich sogar dort noch, wo nationale Gegensatze das Leben erschwerten."

Peter Eötvös, als Vierzehnjähriger in Budapest Schüler von Zoltan Kodaly, ging 1966 nach Köln. Er arbeitete mit Karlheinz Stockhausen zusammen, von 1979 bis 1991 war er auf Wunsch von Pierre Boulez dessen Nachfolger als musikalischer Leiter des Ensemble intercontemporain in Paris. 1991 gründete er in Budapest ein Institut für junge Dirigenten und Komponisten, bald drauf übernahm er Professuren in Karlsruhe und Köln. "Ein strenger Verfechter der Darmstädter Schule der seriellen Musik war er in bester ungarischer Tradition nie", so Gottfried Franz Kasparek, und so habe das nun überarbeite Stück "Da capo" über in Salzburg aufbewahrten Mozart-Fragmente schon im Dezember 2014 manche Apostel der Avantgarde verwundert und "erfreute das Publikum, ist es doch im Prinzip tonal geschrieben". Auch in der neuen Orchesterversion sind Mozarts Motive klar erkennbar und werden immer von kurzen Signalen der Crotales (Zimbeln) vorgestellt, ehe sie weiterentwickelt und transformiert werden. "Es ist Musik, in der gleichsam aus Mozarts Ideen neue Ideen geboren werden."

Das Donnerstag-Konzert am Donnerstag (15.12.) im Großen Saal des Mozarteums dirigiert Mirga Gražinytė-Tyla. Ein bemerkenswerter Programmpunkt ist auch ein Konzert für Bratsche, Klavier und Orchester von dem Georgier Wachtang Kachidse, neben Gija Kantscheli einer der wichtigen Komponisten dieses Landes.
(MOS/Gottfried Franz Kasparek; dpk-krie)

Ivor Bolton ist zur Zeit mit dem Mozarteumorchester als Dirigent des "Don Giovanni" im Theater an der Wien unterwegs (Inszenierung: Keith Warner). Weitere Aufführungen am 17., 19., 21., 28. und 31 Dezember - www.theater-wien.at; www.mozarteumorchester.at
Bild: eotvospeter.com / Kálmán Garas