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Mit Vollgas himmelwärts

UNIVERSITÄT MOZARTEUM / KLANGREISEN / ARIS QUARTETT

04/05/17 Glasklar im Klang. So eigen-sinnig wie dynamisch in der Phrasierung. Von überbordendem Ausdruckswillen: Das 2009 in Frankfurt am Main gegründete „Aris Quartett“ begeisterte im Solitär des Mozarteums – ganz besonders mit dem fünften Bartók-Quartett.

Von Heidemarie Klabacher

„Interessanteste Ensembles ihrer Generation“, so die gängige Formulierung in den Künstlerbiografien, gibt es viele. Doch das Konzert des Aris Quartetts am Mittwoch (3.5.) bei den KlangReisen, war tatsächlich die Begegnung mit einer jungen Formation, die genauso - oder noch um vieles mitreißender - musiziert, als kolportiert.

Die Quartett-Karriere von Anna Katharina Wildermuth, Noémi Zipperling, Caspar Vinzens und Lukas Sieber ging jedenfalls schon wenige Jahre nach ihrem Zusammenschluss zum Aris Quartetts steil bergauf und zündete mit vier ersten Preisen beim Brahmswettbewerb 2012 in Pörtschach. Es folgten weitere erste Preise beim Europäischen Kammermusikwettbewerb 2013 in Karlsruhe, beim August-Everding Musikwettbewerb 2014 in München und beim Joseph Joachim Kammermusikwettbewerb 2016 Weimar. Besonderes Aufsehen erregte das Aris Quartett gleich danach beim ARD Wettbewerb, als es den mit sechzigtausend Euro dotierten Kammermusikpreises der Jürgen-Ponto Stiftung, einen zweiten Preis, den Publikumspreis und drei weitere Sonderpreise einstrich. Die ersten CD-Einspielungen 2015 und 2016 werden positiv kritisiert und folgen mit Quartetten etwa von Reger, Hindemith oder Zemlinksy keineswegs gängigen Pfaden.

Das gilt auch für das Konzert im Solitär. Eröffnet wurde es mit einer im Mollteil des ersten Satzes geradezu schubertisch singenden Widergabe von Joseph Haydns Streichquartett g-Moll op. 74/3. Organisch aufgebaute und wieder gelöste Spannung. Intensität, die mit dem Begriff „Suspense“ besser umschrieben wäre. Spielerische Leichtigkeit und Wendigkeit beim einander Zuwerfen und Aufgreifen der Motive… All das machte schon beim Haydn-Quartett staunen. Ließ aber – noch um ein Vielfaches gesteigert – die Wiedergabe des fünften Bartok-Quartettes mit angehaltenem Atem verfolgen.

Der schier unendliche Reichtum an folkloristischen und jazzigen, dramatischen und lyrischen Elementen im Streichquartett Nr. 5 Sz 102 wurde vom Aris Quartett mit Fein- und Spürsinn für und bis hinein in kleinste Themen und Motive, zugleich aber mit vorwärtsdrängender Verve und mitreißender Dynamik entfaltet: Das monumentale Werk zog wie im Sturm-Flug vorüber. Eine außerordentliche Wiedergabe.

Die Aris-Lesart von Dramatik und Aufbegehren war es, die auch die Begegnung mit Schuberts Streichquartett d-Moll D 810 „Der Tod und das Mädchen“ interessant machten. In den wenigen gesanglich-lyrischen Passagen dieses Werks der Verzweiflung und Resignation, etwa im Variationssatz, gab es in der Interpretation der jungen Musikerinnen und Musiker durchaus noch „Luft nach oben“ Klangfarbenreichtum, Klangschmelz – also die Emotion – betreffend. Das ändert aber nichts an der überwältigenden Wirkung dieses jugendlich-virtuosen Musizierens.

Bild: www.arisquartett.de / Simona Bednarek

 

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