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Grandioser Tour-Auftakt

KULTURVEREINIGUNG / CURTIS SYMPHONY / OSMO VÄNSKÄ

30/05/17 Reisende müssen Unwägbarkeiten in Kauf nehmen. Das Curtis Symphony Orchestra kam aufgrund von Computerproblemen einer Airline einen Tag verspätet an. Dennoch war man „in time“, um unter Osmo Vänskä am Montag (29.5.) in Salzburg zum Auftakt des Österreich-Gastspiels zu triumphieren.

Von Horst Reischenböck

In sieben Jahren wird es soweit sein: Dann feiert das renommierte Curtis Institut seinen 100. Geburtstag. Es wurde gegründet, um dem Philhadelphia Orchestra qualifizierten Nachwuchs zu bescheren. Längst aber ist die Einrichtung international durch die Liste seiner Alumni berühmt, in der auch berühmte Komponisten-Namen wie Samuel Barber, Leonard Bernstein, Gian Carlo Menotti oder Nino Rota aufscheinen. Pro Jahr werden exakt so viele Studenten aufgenommen, um ein Sinfonieorchester bilden zu können: Das Podium im Großen Saal des Mozarteums war mit nicht weniger als 50 Streichern schon entsprechend randvoll besetzt. Das Parkett indes leider weniger, obwohl auch die Universität den Montagabend (29. 5.) propagiert hatte, deren Studenten ohne weiteres etwas lernen hätten mögen...

Der finnische, in Minnesota tätige Dirigent Osmo Vänskä bündelte die Kräfte. Er ist vor allem durch seine Sibelius-Interpretationen wie der Urfassung des Violinkonzerts (mit Leonidas Kavakos) international bekannt geworden. In diesem Konzert ging er vorerst zielgerichtet die bekanntere Zweite Suite aus Maurice Ravels Ballett „Daphnis et Chloé“ an. Es war begeisternd, wie differenziert ausgeleuchtet, angereichert mit exzellenten Farbtupfern vor allem der jugendlichen Holzbläser aufspielten. Noch unbelastet von routiniertem Musikbetrieb loteten sie auch kontrolliert die Raumakustik kaum an ihre Grenzen aus. Jedenfalls solange, bis die Gran Cassa zuletzt in den abschließenden Danse générale wuchtige Donnerschläge sandte. Das mag heute Abend im Großen Musikvereinssaal in Wien mit demselben Programm weniger aufschrecken.

Mit Krzysztof Penderecki folgte gewissermaßen auch eine Reminiszenz ans Gastland, wurde doch sein Concerto doppio vor fünf Jahren in Wien aus der Taufe gehoben. Die Salzburger Erstaufführung des Werks gestalteten als Solisten Lokalmatador Benjamin Schmid, der sein Violinstudium am Curtis Institute abgeschlossen und dieses Werk auch zur Premiere in Philadelphia gespielt hatte, und der derzeitige Instituts-President Roberto Díaz an der Viola. Unter ihren Händen blühten die durch Namen berühmter Vorgänger „ex-Viotti“ und „ex-Primrose“ geadelten Instrumente entsprechend auf. Angefangen von zarten Flageolett-Tönen in höchsten Registern dominierten sie über weite Strecken in bestem Einverständnis untereinander und mit dem Orchester wirkungsvoll das neo-romantisch anmutende Klangbild bis ins letzte Unisono hinein.

Den gewichtigen sinfonischen Schlusspunkt stellte nach der Pause Johannes Brahms' Klavierkonzert Nr. 1 in d-Moll op. 15. Nach saftig ausgekostetem Tutti schmeichelte sich vorerst Peter Serkin in dessen danach immer mehr fordernden Solopart. Die Intention des Sohns des früheren Curtis-Direktors und Pianisten Rudolf Serkin und Enkel des berühmten Geigers Adolf Busch verfolgte im ausufernden Kopfsatz mehrheitlich dessen darin schlummernd rhapsodischen Elemente. Zum Niederknien, wie altersweise Osmpo Vänskä mit dem Curtis Symphony und Serkin sich zärtlich eines Sinnes dem Adagio hingaben, ehe dieser das Rondo virtuos aus dem Steinway stanzte. Eine grandiose Deutung!

Bilder: www.harrisonparrott.com (1); www.benjaminschmid.com (1); /www.robertodiazviola.com (1); Kathi Chapman (1)

 

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