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Verfemte Komponistinnen

HINTERGRUND / ZYKLUS FRAUENSTIMMEN

31/05/17 Im heutigen Konzert im Zyklus „Frauenstimmen“ (31.5.) wird Irene Suchy als Moderatorin von jenem blühenden (Frauen-)Musikleben berichten, dem die NS-Diktatur den Garaus machte. Das reicht von der Kritikerin und Musikwissenschafterin Elsa Bienenfeld über die Mäzenin Lilly Lieser bis zur Verlegerin und Inhaberin der Universal Edition, Yella Hertzka. Sie sind geflohen, waren von der Gestapo verfolgt, sie habe sich versteckt oder im Exil weiter gearbeitet.

Von Reinhard Kriechbaum

Nach Vally Weigl (1894 bis 1982) ist wenigstens eine Straße in Wien benannt. Die musikalische Begabung der Wienerin zeigte sich schon in frühester Jugend. Sie erhielt Klavierunterricht, belegte nach der Matura in Wien musikhistorische Studien bei Guido Adler und nahm Kompositionsunterricht bei Karl Weigl, den sie 1921 heiratete. Durch den Anschluss Österreichs 1938 wurde sie zur Flucht gezwungen. Während der 1949 verstorbene Karl Weigl in der Neuen Welt nicht mehr an seine Erfolge als Komponist und Lehrer in Wien anschließen konnte, begann Vally Weigl mit ersten Kompositionen. Neben dem Komponieren arbeitete sie ab den 1950er Jahren als Musiktherapeutin an verschiedenen New Yorker Krankenhäusern.

Eine Schülerin von Karl Weigl war auch Rosy Wertheim (1888–1949), eine niederländische Komponistin, Pianistin und Musikpädagogin. Nach dem Überfall Deutschlands auf die Niederlande veranstaltete sie Geheimkonzerte in ihren Kellerräumlichkeiten, überwiegend mit verbotenen Werken jüdischer Komponisten. Zu Beginn der deutschen Besetzung engagierte sie sich noch selbst im Widerstand und versteckte verfolgte Menschen. Ab Juni 1942 musste Wertheim aufgrund ihrer jüdischen Herkunft selbst untertauchen. Sie überlebte das NS-Regime, erkrankte jedoch bald schwer und starb wenige Jahre nach Kriegsende.

Niederländerin war auch Henriëtte Bosmans (1895–1952). Mit Beginn der deutschen Besatzungszeit 1941 erhielt Bosmans aufgrund ihrer jüdischen Herkunft ein Berufs- und Auftrittsverbot. Während dieser Zeit unterhielt sie eine enge Briefkorrespondenz mit Benjamin Britten.

Organistin war die in Niederösterreich geborene Maria Hofer (1894–1977), sie wirkte unter anderem als Orgelmusik-Notenredakteurin für die Universal-Edition. Einer ihrer Förderer war der Salzburger Domkapellmeister Joseph Messner. Sie gab im Dom eine Konzertreihe, komponierte 1934 eine „Volkssingmesse“, die gedruckt und durch Messner in Salzburg uraufgeführt wurde. Eines Besuch bei Stefan Zweig führte dazu, der „Liga für Frieden und Freiheit“ beizutreten - „was später mein Verhängnis wurde“, wie sie in ihrer Autobiographie schrieb (kurze Inhaftierung während der Nazi-Zeit). Die „Friedenshymne“ für Orgel entstand, die sie in der Folge auf all ihren Konzerttourneen spielte. Über ihr Schicksal in der Hitler-Zeit gibt es widersprüchliche Berichte, jedenfalls siedelte sie nach kurzer Zeit im Exil (England) nach Kitzbühel. In Tirol machte sie sich als Organistin und Glockensachverständige einen Namen, sie fand aus der Provinz auch wieder den Anschluss ans hauptstädtische Musikleben.

Verfemte Komponistinnen. Heute Mittwoch (31.5.), 19.30 Uhr, Domchorsaal (Kapitelplatz 3). Ulrike Anton (Querflöte), Russel Ryan (Klavier), Eva Neumayr (Mezzosopran), Moderation Irene Suchy – www.nannerl.net
Bilder: Wikipedia

 

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