Nashörner haben auch ziemlich gute Ohren

MOZARTEUMORCHESTER / JAHRESPROGRAMM SAISON 10/11

18/05/10 Der Start war erstaunlich, wenn auch Vera van Hazebrouck, Direktorin des Mozarteumorchesters seit Herbst vergangenen Jahres, einräumt, man sei „mit weichen Knien“ in die Sonntagmorgen-Matineen im Großen Festspielhaus gegangen. - Künftig geht man dort auch auf die Kinder zu.

Von Reinhard Kriechbaum

Die Matineen haben erstaunlich viel Resonanz gefunden. „Von null auf fünfhundert“, so Vera van Hazebrouck, sei ja ein beachtlicher Start hinsichtlich der Abonnentenzahl. Gleich 120 Besitzer eines Donnerstag-Abos hätten die Sonntag-Termine en bloc dazu gebucht. Weitere hundert seien von der Donnerstag- auf die Sonntag-Schiene übergewechselt. Wenn man in der kommenden Saison auf achthundert Abonnenten im großen Festspielhaus käme, wäre ein „Traumziel“ erreicht.

In den Matineen der kommenden Saison bietet man wieder „Meilensteine der Orchesterliteratur“, so Vera van Hazebrouck. Sprich: Wunschkonzert-Programme, aber auf hohem künstlerischen Level. Das Bruch-Violinkonzert mit dem deutschen Geiger Daniel Hope, dazu Bruckners „Sechste“ ist in der ersten Matinee zu hören (24.10.). Petra Lang und Stuart Skelton sind die Vokalsolisten in Mahlers „Lied von der Erde“, dirigiert von Mark Wigglesworth (16.1.2011). Ein rechter Ohrenfeger kommt am 27. Februar mit Mussorgskijs „Nacht auf dem kahlen Berge“, dem Ravel-Klavierkonzert und den „Bildern einer Ausstellung“ (Dirigent Dmitri Kitajenko). Und ein Knüller in der letzten Matinee (ein Wunschkind der Orchesterdirektorin, die das auch schon in der Düsseldorfer Tonhalle umgesetzt hat): Messiaens Turangalila-Symphonie.

Etwas Besonderes hat man sich hinsichtlich der Jugendarbeit ausgedacht: Es wird bei den Sonntags-Matineen im Großen Festspielhaus Kinderbetreuung, sprich: ein musikpädagogisches Programm im Schüttkasten geben. Da werden Acht- bis Zwölfjährige ins jeweilige Hauptwerk eingeführt – und nach der Pause sitzen sie dann neben ihren Eltern im Saal. Bis zu zwanzig Kinder verkrafte so eine Gruppe, sagt Vera van Hazebrouck, die Vergleichbares auch schon in Düsseldorf mit Erfolg angeboten hat.

Stichwort Jugend: Die ist im Moment ja allen ein besonderes Anliegen. Beim Mozarteumorchester wird sie Sache künftig so aussehen, dass man jedes Jahr eine andere „Patenschule“ auswählt. Als erstes kommen sämtliche Schulklassen der Neuen Mittelschule Haydnstraße in den Genuss von Probenbesuchen. Musiker und Solisten kommen aber auch in die Schule. So wolle man „künftige Orchesterfans“ heranziehen. Ein Nashorn als Logo mag überraschen, aber: „Es hat eines der besten Gehöre im Tierreich.“ Man lernt nie aus.

Mozart, Bach, Messiaen – deren Werke ziehen sich durchs sechsteilige Donnerstag-Abonnement des Mozarteumorchesters im Großen Saal. Ivor Bolton (drei Mal), Trevor Pinnock, Markus Stenz und Alexander Shelley sind die Dirigenten . Für Bachs h-Moll-Messe holt man den Balthasar Neumann Chor.

Tourneen führen das Mozarteumorchester im Herbst dieses Jahres nach England und nach Deutschland, im Frühjahr nächsten Jahres nach Korea und Hong Kong und – vielleicht – auch nach Südamerika. Diese Tournee ist allerdings noch nicht ganz gesichert, denn „bis auf Brasilien gibt es dort 'Wackelkandidaten'“.

Und das Mozarteumorchester im Bundesland Salzburg? Dass man jeweils zweihundert Leute aus den Bezirken zu den Matineen einlädt, zeitigt Früchte: „Die Lungauer (mit denen diese Initiative begonnen hat) sind jetzt zahlende Gäste“, freut sich Vera van Hazebrouck. „Sie haben gesehen, sie können einen wunderbaren Tag in Salzburg verbringen.“ Hallein und Bad Gastein sind die nächsten Kandidaten. Und zur Eröffnung des Kulturhauses im Lungau wird das Mozarteumorchester 2011 zum ersten „Gegenbesuch“ aufbrechen.

Über einen „Orchesterbus“ denkt Vera van Hazebrouck nach. „Wir müssen dem Publikum den Konzertbesuch so angenehm wie möglich machen“, sinniert sie, „mit kleinen Benefits, die von den Besuchern als Mehrwert empfunden werden.“

Die letzte Matinee mit dem Mozarteumorchester in dieser Saison findet am Sonntag, 30.5., um 11 Uhr im Großen Haus statt. Hans Graf dirigiert unter anderem das Cellokonzert von Henri Dutilleux (Solist: Gautier Capucon) und „Daphnis und Cloe“ von Ravel. - www.mozarteumorchester.at
Bilder: Mozarteumorchester