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Ein Vermächtnis

STIFTUNG MOZARTEUM / MARIA JOAO PIRES

29/09/17 „Zuerst müssen wir hören, zuhören, was uns Musik zu sagen hat und uns selbst total vergessen.“ Das sagt die Pianistin Maria João Pires, die sich bescheiden, zurückhaltend und virtuos – wie wenige andere Große ihrer Zunft – ganz in den Dienst der Musik stellt. Nun beendet sie ihre Karriere.

Von Heidemarie Klabacher

Wäre es ein „gewöhnliches“ Konzert gewesen, wäre der Abend mit Maria João Pires und ihrer jungen Kollegin Lilit Grigoryan in Erinnerung geblieben. Nun beendet aber die 1944 in Lissabon geborene Pires ihre jahrzehntelange internationale Karriere und gab am Donnerstag (28.9.) ihr letztes Konzert in Salzburg.

Der Stiftung ist Maria João Pires seit vielen Jahren tief verbunden. Zuletzt bei der Mozartwoche 2017 sprang sie als Solistin kurzfristig ein im Konzert der Wiener Philharmoniker unter Yannick Nézet-Séguin. In den letzten Jahren gastierte sie zusammen mit jungen Kolleginnen und Kollegen im Rahmen ihres „Partitura Projects“ im Großen Saal. Mentorin Maria João Pires nimmt dabei nicht nur die pianistischen, sondern auch die menschlich-sozialen Qualitäten der jungen Künstler in den Blick. „My final public concerts will be in Spain in May next year. I have enjoyed many wonderful visits to Salzburg and my recital with Lilit shall be a poignant one.” Poignant? Übersetzen wir es uns mit „ergreifend“.

Ergreifend war die Interpretation der „Vier Impromptus für Klavier op. post. 142 D 935 von Franz Schubert, die Maria João Pires auf dem historischen Graf-Flügel aus 1839 spielte. Wie transparent artikuliert und zugleich facettenreich changierend die repetierten Akkorde. Wie strahlend die feinen Fioratuen. Wie aufwühlend die in immer tiefere Schatten führenden Steigerungen. Wie erquickend die schlichten Melodien. Wie unaufgeregt. Wie organisch. Wie bewegend. Keine „Wiedergabe“. Ein Vermächtnis.

Die 1985 in Armenien geborene Pianistin Lilit Grigoryan brillierte und überzeugte mit einer - in jeder Hinsicht auf Dynamik und Agogik, Klangfarbe oder Lautstärke – lebendigen und fein differenzierten Wiedergabe der Sonate h-Moll S 178 von Franz Liszt. Zusammen spielten Pires und Grigoryan zum heitern Einstieg „Wolferls“ Sonate C-Dur für Klavier zu vier Händen KV 19d und zum nachdenklich stimmenden Ausklang Mozarts Sonate C-Dur für Klavier zu vier Händen KV 521. Liszt und späten Mozart auf dem Steinway.

KV 521 sprengt jegliches Vorurteil gegenüber vierhändigen Klavierstücken (oben Getriller unten Getöse). Vielleicht brauchen solche Werke aber auch nur solche Künstler. Wie hier zwei Pianistinnen zweier Generationen in einem Geist musizierten, war jedenfalls so erhellend wie bewegend mitzuerleben. 

Bild: ISM/Felix Broede/Deutsche Grammophon (1); ISM (1)

 

 

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